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9. Dezember

 

Mit Frank war Valentins Modelcast vorerst abgeschlossen. Ab der kommenden Woche würden seine auserwählten Musen dann dauerhaft in der Atelierwohnung wohnen. Hier würde es ihnen an nichts fehlen, um sich entsprechend des Projekts entwickeln zu können. Die Verträge, die Valentin hierzu von seinem Anwalt hatte aufsetzen lassen, waren eindeutig. Ein Ausschluss aus dem Kunstprojekt konnte jederzeit ohne Begründung erfolgen. Die Gagen wurden anteilig pro angebrochener Woche gezahlt. Nach Abschluss des Projekts konnten sie aus der Tatsache, dass sie daran teilgenommen hatten, beliebig Kapital schlagen. Die Rechte an den Aufnahmen selbst lagen jedoch ausschließlich bei Valentin.

Eigentlich ziemlich trockener Standard, verziert mit dem ein oder anderen Paragraphen. Valentin hatte nicht den Eindruck, dass einer der Teilnehmer hier nochmals jemand anderen, vielleicht gar einen Agenten oder Manager, hatte drüberlesen lassen. Das waren alles einfach gestrickte Jungs oder Typen, denen es schlicht auf das leicht verdiente Geld ankam. Bei den meisten lag er da richtig. Mit Ausnahme von Patrick. Der hatte andere Motive für die Teilnahme an diesem Projekt, als er vorgab.

Insgesamt waren es sieben Kerle: Linus, Malte, Henry, Elias, Serkan, Frank und Patrick. Mit Ausnahme von Serkan hatten sie alle sehr helle, blasse Haut. Nils und Patrick waren zudem rothaarig, was eine besonders helle Haut zur Folge haben würde. In seiner Imagination stellte sich Valentin später ein rotes Muster möglichst kontrastreich vor, da galt: je heller, desto besser. Serkan war die einzige Ausnahme, denn bei ihm war Valentin gespannt, wie schnell er ansetzen würde. Es war ein Klischee, was er in seinen Saunabesuchen zu haben meinte festgestellt zu haben, doch viele türkische Jungs tendieren zu sehr üppigem Strechmarks-Wachstum, wenn sie zunahmen. 

“Der pennt echt die ganze Zeit,” lästerte Henry zu Malte mit einem Blick in Richtung Elias, der auf einer der Couches lag und döste. 

“Fresskoma,” meinte Malte und nahm an seiner Cola. “Wer viel futtert, der ist auch viel müde, weil das Blut ja für die Verdauung benötigt wird.” 

“Naja, aber so wie er muss man ja auch nicht reinhauen,” sagte Henry und biss in das Stück Pizza, was er gerade in der Hand hatte. “Das ist ja hier kein Wettbewerb.” 

“Ach da wäre ich mir nicht so sicher,” sagte Malte und griff auch nochmal nach einem neuen Pizzastück auf dem Teller. “Kann schon sein, dass Valentin sich anschaut, wer in welcher Geschwindigkeit zunimmt, und dann von Woche zu Woche oder Monat zu Monat Teilnehmer rausschmeißt.” 

“Meinst du?” Henry schaute überrascht bis erschrocken. Dann schluckte er und biss schnell nochmal ein großes Stück ab. Mit vollem Mund machte er weiter. “Aber das ist ja auch viel Veranlagung, wie und wo jemand zunimmt.” 

“Ja, und ich glaube deshalb gibt es hier so unterschiedliche Typen.” Malte nahm nochmal einen Schluck seiner Cola. “Weil er sehen will, wer sich wie entwickelt, und am Schluss wird nur einer überhaupt für das Kunstwerk verwendet, und die anderen sind quasi Ausschuss.” Ausschuss - das war ein Wort, das Henry gar nicht abkonnte. Er arbeitete bei einer großen Billigklamottenkette und musste oft einfach nur Stunden lang Ständer voller Klamotten aussortieren und Waren nach Kategorien und Reduzierungen sortieren. Ausschuss war dabei meist der größte Berg. Unbewusst kaute er schneller, und da das eben das letzte Stück Pizza war, was er gegessen hatte, ging er rüber zum Kühlschrank und schaute, was er sich da noch schnell an Kalorien zuführen könnte. Er entschied sich für einen 500g Puddingbecher, was seine Verdauung ihm allerdings späte heimzahlen würde. Elias hingegen döste einfach ruhig vor sich hin. Als er nach einer Stunde wieder wach wurde, stand er gemächlich auf, ging in die Küche, kochte sich Nudeln und legte sich wieder hin.

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