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5. Dezember

Am nächsten Morgen wurde Valentin von der Türklingel geweckt. Er schreckte auf, und obwohl er noch ziemlich benebelt war von dem Alkohol der letzten Nacht, war er schnell durch die Wohnung an der Tür. Es war nur ein Paket, das der DHL-Mann abgab. Valentin wusste schon gar nicht mehr, was er da vor ein paar Tagen bestellt hatte bzw. welcher der verschiedenen Bestellungen das nun sein konnte. Erst auf dem Weg zur Küche fiel ihm ein, dass er ja nicht allein in der Wohnung war. Er ging zurück ins Schlafzimmer, doch das Bett war leer. Auch im Bad war niemand. Die Kleidung, die Kim gestern im Wohnzimmer über den Stuhl gelegt hatte, fehlte, seine Schuhe standen nicht mehr im Flur. Es wurde Valentin bewusst, dass sein Gast schon gegangen war, ohne sich zu verabschieden, oder zumindest erinnerte er sich nicht daran. Eigentlich erinnerte er sich nur an den Namen von Kim und dessen Aussehen, aber hatte keine Nummer von ihm oder einen Profilnamen. Instinktiv ging Valentin zur Garderobe, wo er routinemäßig sein Portemonnaie und seinen Schlüssel immer ablegte, wenn er nach Hause kam. Beides lag noch da. Er atmete auf. Er schaute in sein Portemonnaie, es fehlte überhaupt nichts. Also war er zumindest nicht ausgeraubt worden. Warum hatte Kim ihn nicht zumindest geweckt? Oder wenn schon das nicht, vielleicht einen Zettel dagelassen? Ein Zettel, natürlich. Irgendwo, wo Valentin ihn sicher finden würde, musste ein Zettel liegen. Er lief durch die Wohnung, schaute an allen möglichen und unmöglichen Orten. Die Küche, der Wohnzimmertisch, der Badezimmerspiegel, der Fußboden. Er öffnete sogar nochmal die Haustür, um zu sehen, ob er vielleicht beim Öffnen für den Paketboten einen Zettel, der auf dem Boden gelegen haben könnte, nach draußen geweht hätte. Nichts. Keine Spur von Kim. Valentin begann sich zu fragen, ob dieser Kim überhaupt hier gewesen war oder ob er sich das eingebildet hatte. War der Saunabesuch vielleicht nur eingebildet? Er wurde unruhig und loggte sich schnell in sein Kreditkartenkonto ein. Doch da war eine Buchung von gestern Abend in der Sauna verzeichnet. Immerhin, da war er gewesen. Dann gab es auch Kim, wenn er denn so hieß. Vielleicht war alles, was er ihm über sich erzählt hatte, auch eine Geschichte. So wie er den Leuten immer etwas vormachte, um seine Identität zu verhüllen. Vielleicht war Kim in Wirklichkeit jemand ganz anderes, und für ihn war das nur eine flüchtige, einmalige Sache gewesen. Oder der Sex mit ihm war so schlecht, dass er lieber nicht mehr zum Kaffee bleiben wollte. Vielleicht hatte er Valentin im nüchternen Zustand abstoßend gefunden. Valentins Kopf rauschte. Doch er musste sich auf andere Gedanken bringen. Er setzte sich an den Bartisch in der Küche, trank eine Tasse Kaffee und begann zu zeichnen und zu skizzieren. In seinem Kopf bauten sich Fragmente eines neuen Kunstprojektes auf. Er zeichnete mehrere Blätter, dann malte er Pfeile, Kästchen, Flussdiagramme. Alles drehte sich irgendwie immer noch um die Muse, der er gestern begegnet war, doch je konkreter sein Projekt wurde, desto mehr verdrängte er die unwohligen, unklaren Gedanken über die letzte Nacht. Gegen 11 Uhr war sein Projekt fertig skizziert. Er hatte alles schon im Kopf, Ausstellungsort, Exponate, Marketing - selbst den Titel: "Red Lines".

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