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1. Dezember

Das Cafe Schlagobers nahm unter den traditionsreichen Wiener Kaffeehäusern eher einen der mittleren Plätze ein. Zwar wurde es schon in fünfter Generation von der Familie Pachler geführt, doch dümpelte es in seiner eher randständigen Lage im 6. Bezirk so vor sich hin. Zuletzt hatte Franz Pachler in den 80er Jahren, als er das Cafe übernommen hatte, die Einrichtung erneuert. Der Look war heutzutage mehr als altbacken, geradezu fad. Glatte Oberflächen, Lederpolster auf den Bänken und ein Fliesenboden in einer undefinierbaren Farbe.

Einzig und allein die “Praline des Jahres” war jedesmal eine kleine Veränderung. Hier kamen zu Beginn des Verkaufs an Ostern immer einige der alten Stammkunden und deckten sich oft gleich mit mehreren Schachteln ein. Der Clou war, dass Franz die Rezeptur jedes Jahr veränderte und dann nur ein Jahr lang anbot. Danach ersetzte er sie durch die nächste Praline des Jahres. Diese künstlich geschaffene Exklusivität war aber auch schon das einzige an modernem Marketing, was Franz zuließ. Sein Neffe Josef hatte früher als Jugendlicher, als er ab und an Nachmittags in dem Cafe aushalf, schon immer versucht seinen Onkel von Social Media zu überzeugen. Youtube, Facebook, Instagram und mittlerweile würde er vermutlich auch einen TickTock-Kanal für das Cafe anlegen. Doch davon wollte sein Onkel nie etwas wissen. 

Doch mit den Jahren ging es nicht nur mit dem Cafe, sondern auch mit Franz Gesundheit bergab. Eines Nachmittags fühlte er sich so elend, dass er schon um 14 Uhr schließen musste. Gut, viele Kunden wären eh nicht mehr gekommen. Er setzte sich in die Backstube auf einen Hocker und der Schweiß rann ihm über die Stirn. 

“Ja Franz, was ist denn mit dir los?” rief seine Kellnerin Marianne, die gerade neuen Kaffee aus dem Lager holen gewesen war.

“Es geht schon gleich wieder.” schnaufte Franz.

“Nix da, du musst sofort ins Spital.” entschied Marianne resolut. Sie rief den Krankenwagen und kurz darauf wurde Franz liegend ins Krankenhaus befördert. In der Zwischenzeit rief Marianne Josef an, denn das war der einzige Verwandte von Franz, von dem sie eine Nummern hatte. Der machte sich gleich auf den Weg ins Spital. Als er dort ankam, sagte man ihm, dass sein Onkel einen leichten Herzinfarkt gehabt hätte, nun aber erst einmal schlafen würde. Josef ging in sein Zimmer und setzte sich neben das Bett. Er legte seine Hand auf die seines Onkels. Da bewegte Frank auf einmal den Arm und öffnete die Augen.

“Onkel Franz, wie geht es dir.” fragte Josef.

“Es geht…es geht…” sagte Franz abgehakt.

“Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.” versuchte Josef die Situation etwas aufzulockern. Doch sein Onkel blickte ihn ernst an.

“Josef … du musst … mir einen … Gefallen tun.” röchelte sein Onkel zwischen mehreren schweren Hustenanfällen. “Heuer schaffe ich es … nicht zur Messe … nach Zürich.”

“Keine Sorge, Onkel.” beruhigte ihn Josef. “Dann fährst du eben nächstes Jahr hin.”

“NEIN!” stieß Franz auf einmal mit aller Kraft aus, die er zusammenraffen konnte. “Wir müssen dort vertreten sein … die Neuheiten.”

“Aber du musst doch nicht jedes Jahr eine neue Praline herausbringen.” Bei diesen Worten blickte sein Onkel Josef mit eingefrorenem und sehr grimmigem Gesicht an. Josef verstand, dass sein Onkel hier zu keinen Kompromissen bereit sein würde. ER hatte ihn bei der Pralinenherstellung oft beobachtet und wusste, mit welcher Leiber er an dies ekleinen Köstlichkeiten heranging. Auch Josef selbst war alleine durch das HElfen mittlerweile relatiiv gut als PAtisseur, daher wäre er was das FAchliche angign siche rin der LAge, seinen Onkel auf der MEsse zu vertreten. “Aber ok, wenn du es für so wichtig hält, dann fahre ich natürlich in die Schweiz.”

“Du wirst sehen … es lohnt sich.” seufzte Franz. Dann atmete er wieder ruhig und langsam fielen seine Augen zu. Er schlief wieder.


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