Sie brauchten dann doch noch vier Fahrten mit Adrians Kombi um alles aus der Bude bis in die Garage zu bringen. Adrian bewohnte das Haus seiner Oma, seit diese letztes Jahr gestorben war. Es lag etwas ländlich, aber mit dem Auto kam er gut in die Stadt. Als Nico dann das Garagentor nach unten zuschlug, blickte er auf die Uhr.
"Ojeh, halb 10."
"Na immerhin haben wir jetzt alles erledigt bekommen." Nico schmunzelte. Beide standen sich etwas schüchtern gegenüber und irgendwie schien jeder darauf zu warten, was der andere sagte. "Ich würde mich dann mal auf den Heimweg machen." begann Nico nach der Pause.
"Willst du noch zum Essen bleiben?" platzte Adrian sofort heraus.
"Ok, das wäre auch ne Idee. Bissl Hunger hab ich schon."
"Cool. Wollen wir was bestellen oder Kochen?"
"Was hast du denn da?"
"Hm." Adrian. "Ich glaub an Essbarem hab ich gerade nur Lebkuchen da."
"Na wenn wir die alle futtern passen wir nicht mehr durch die Haustür." Beide wurden rot und mussten Kichern. "Aber Pizza bestellen ist auch voll ok."
"Na dann komm mal rein, führ ich dich mal rum." Adrian ging vor. Das Haus war klein, aber für seine Oma hatte es gereicht. Unten gab es eigentlich nur zwei Zimmer, eine Küche mit Essecke und ein Wohnzimmer. Die Möbel hatte Adrian schon durch das ein oder andre IKEA-Stück ersetzt, aber die Tapete strahlte noch Blümchenmuster Modell Alte-Frau aus. Dann gab es unten noch ein kleines Gäste-WC ohne Fenster. Über eine schmale Treppe ging es nach oben unters Dach, da befanden sich das Schlafzimmer, das Bad und noch ein zweites Zimmer, was Adrians Oma mit ihren Handarbeiten und Puppen vollgestellt hatte und was Adrian so langsam in ein Gästezimmer oder Büro umwandeln wollte.
Aber dazu war er noch nicht gekommen. Die letzten Monate war zu viel zu tun, Erbe regeln, Weihnachtsmarkt vorbereiten und auch sonst Einiges an Stress. Da war bei Adrian Sport als Ausgleich zu kurz gekommen, was sich an einem kleinen Speckring um seine Hüfte zeigte. Er war früher immer mal wieder etwas pummeliger gewesen, aber hatte sich durch Disziplin stets wieder in Form trainieren können. Bei seiner Brust und dem Bauch war ihm das auch meist gelungen, aber seine Problemzone Hüfte und Hintern ließ sich mit keiner Art von Sport bekämpfen. Da tendierte er zum Körpertypus Birne.
Nach der Hausführung und dem Bestellen der Pizza - sie hatten sich ein Partyblech gegönnt - suchte Nico kurz das Bad auf. Als er auf der Toilette saß merkte es, wie klein dieses Haus war und wie er eigentlich mit seinen 1,90 Metern etwas zu groß gebaut war. Schon auf dem Weg nach oben musste er den Kopf einziehen, um nicht im Treppenhaus anzustoßen. Und auch hier in der kleine Toilette fühlte er sich eingeengte. Er war nicht gerade filigran gebaut, früher hatte er an der Uni American Football gespielt und auf der Position des Quarterbacks mit seinem breiten trainierten Kreuz immer eine Wand für die Gegner gebildet. Sein Trainer hatte ihn damals auch immer ermuntert mehr Muskeln und Masse aufzubauen. Anfangs hatte er den Zuwachs als Steigerung seiner Leistungskraft im Spiel gemerkt, aber im Alltag hatte er immer häufiger Knieprobleme. Schließlich hängte er den Sport an den Nagel, da war er zu einem Muskelberg von 130 kg herangewachsen. Ohne das Training und mit weniger Nahrung war er dann aber auch binnen eines Jahres wieder bei 100 kg und fühlte sich damit eigentlich sehr wohl.
Während er auf der Toilette saß checkte er schnell bei Romeo die Umgebung. In der Innenstadt wurden ihm immer dutzende Kerle im Umkreis von wenigen Metern angezeigt. Hier an dem Land waren die Entfernungen deutlich geringer. Bis auf ein Profil, was nur in 150 m Entfernung war. Er musste grinsen. Es war Adrians.
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