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Pfundsboys - Kapitel 2

Dating auf dem Campus war im Prinzip nicht schwer, es liefen genug junge, geile Kerle rum, denen der Saft prall in den Eiern stand. Wenn Marcel dann bei Romeo ein bisschen schaute, war er immer überrascht, wer so alles auf seinem Profil vorbeigeschaut hatte, geile sportliche Typen und sexy Hipster. Eigentlich könnte er problemlos jeden zweiten davon treffen und herumspielen, doch gleichzeitig war er sehr schüchtern. Seit seiner Kindheit war er immer pummeliger als die anderen gewesen und daher überkam ihn eine zu große Scham, als dass er sich vorstellen konnte, sich vor diesen Kerlen zu offenbaren. Er war der Meinung, dass er eigentlich sehr heterosexuell aussah und man ihn sowieso nicht als Schwulen erkennen würde. Er hatte kein Sixpack, keine gestylten Haare und fancy Klamotten, war einfach nur ein mittelgroßer, dicker Typ der von den meisten vermutlich unbemerkt über den Campus lief und in Seminaren saß.

Als er wieder einmal abends vor dem Rechner saß und zu Bildern von geilen Typen wichste, überkam ihn dann aber doch der Versuch, den nächsten Schritt zu wagen. Das lag vermutlich an der halben Flasche Wein, die er bereits intus hatte. Er scrollte sich auf Romeo durch die Profile in seiner Nähe. Alles wie immer sexy junge Kerle, bei denen er ohnehin keine Chance haben würde. Da fiel ihm ein neues Profil auf, was er bisher noch nicht gesehen hatte. Der Kerl war auch erst 20, trug Bart und ne Basecap und hatte alles in allem doch eine eher mollige Erscheinung. Die Statusangaben mit 85 kg bei 1,70 m sprachen ebenso dafür. Marcel überlegte kurz. Dann schickte er eine “Sexy”-Tapse.
“Hey Mister unbekannt” kam gleich zurück.
“Sorry, hab keine Bilder hier.” schrieb Marcel.
“WhatsApp?” fragte der Typ. Marcel überlegte. Naja, das wäre vielleicht eine Möglichkeit, ohne dass er sich komplett zu erkennen geben müsste. Der Typ hatte schon einmal seine Nummer geschickt. Also fügte er ihn hinzu und machte schnell ein Bild seines Gesichts.
“Na Hübscher, warum denn nicht gleich so.”
“Vielen Dank” schrieb Marcel zurück.
“Bin der Leo, und wie heißt du?” Marcel überlegte. Sollte er seinen richtigen Namen Preis geben. Andererseits war das in seiner Altersstufe ein ziemlicher allerweltsname, was konnte man damit schon anfangen.
“Marcel hier.” schrieb er.
“Und worauf hast du so Lust?” fragte Leo. Marcel überlegte. Eigentlich wäre ihm schon mal nach einem Treffen, aber besser erstmal neutral irgendwo. Aber auch nicht in der Öffentlichkeit. Schwierig.
“Hm, mal irgendwo treffen?”
“Gerne, wo?” Marcel blickte auf die Uhr. Es war kurz vor 22 Uhr. Die Busse fuhren nur noch im Halbstundentakt, also am besten etwas Fußläufiges. Gab es nicht unten an der Unibib ein paar Bänke, die ein bisschen unbeobachtete waren?
“Unten an der Bib bei den Bänken vielleicht?”
“Uh, romantisch :-)” schreib Leo zurück und Marcel konnte den Sarkasmus spüren. Er wartete einen Moment und überlegte, was er schreiben sollte. Da tippte Leo aber schon wieder. “Kann so in 20 Minuten da sein. Bringe paar Bier mit.” Na das ging ja schnell. Jetzt wurde es Marcel doch etwas mulmig. Sollte er wirklich um diese Zeit noch da raus in diesen unbeobachteten Ecken der Uni gehen? Wer weiß, was ihm da passieren könnte. Doch Leo macht schon Nägel mit Köpfen: “Bin dann mal los, bis gleich.” Ok, jetzt wäre Marcel der Arsch, wenn er Leo versetzte, nun kam er wohl nicht drum herum. 20 Minuten. Er überlegte ob er noch schnell duschen sollte. Aber er braucht so etwa 15 Minuten zu Fuß, das würde nicht klappen. Also nahm er all seinen Mut zusammen und zog sich seine Hose und Jacke an, sprühte noch ein bisschen Deo über und machte sich auf den Weg.
Als er sich dem Treffpunkt näherte konnte er schon eine Gestalt dort unter einer Laterne stehen sehen. War das Leo? Mittlerweile musste er dicht genug sein, dass Leo auch ihn erkannte, denn der hob das Sixpack Bier, was er in der einen Hand trug und winkte damit leicht. Marcels Herz pochte. Leo setzte sich in Bewegung auf ihn zu
“Hi, schön, dass es so spontan klappt.” grüßte Leo Marcel und streckte ihm die freie Hand entgegen.
“Hi.” antwortete Marcel. Er zitterte innerlich noch ziemlich und war der Meinung, dass Leo das bestimmt an seinem Handschlag gemerkt hatte.
“Wollen wir uns hier hinsetzen oder bissl laufen?”
“Och, eigentlich egal.” meinte Marcel.
“Na dann lass doch erstmal hier starten.” sagte Leo. Er ging zu der Bank und setzte sich leicht schräg darauf. Die Bierflaschen stellte er zwischen Marcel und sich ab, nahm die ersten beiden Flaschen und öffnete sie an der Banklehne. “Prost!” sagte er und stieß mit Marcel an. “Und du bist schon länger hier am studieren oder auch erst gerade angefangen.”
“Zweites Semester.”
“Ich drittes.” sagte Leo. “VWL.”
“Romanistik und Anglistik.” antwortete Marcel.
“Oha, ein Linguist.” meinte Leo und lachte leicht spöttisch. “Auf Lehramt?”
“Ja, ist mal so der Plan.”
“Cool. Bei mir wirds ja eher auf trocken Bürojob irgendwann mal hinauslaufen, Schreibtischtäter.”
“Ach ist bestimmt auch spannend.” sagte Marcel. Er scannte nebenher Leo ein bisschen. So im Sitzen zeichnete sich unter dem T-Shirt ein deutlicher Bauch ab. Er selbst hatte extra etwas Weiteres angezogen und bemühte sich, auch jetzt den Bauch etwas einzuziehen. Dennoch war Leo sein Speck sicher aufgefallen. Aber er sagte noch nichts negatives.
“Ja, wird schon.” Leo legte den Hals in den Nacken und kippte die letzten Tropfen aus seiner Flasche. der Typ hatte einen ordentlichen Zug, dachte Marcel. Ihm stieg nach dem Wein vorhin jetzt das Bier ganz schön zu Kopf. Er hätte noch schnell etwas essen sollen. “Und was stellst du gerne mit Kerlen an, wenn du dich so Nachts mit ihnen hier auf ner Bank triffst?” fragte Leo und grinste verschmitzt.
“Och das kommt eher selten vor.” meinte Marcel. Er überlegte, ob das eine Aufforderung war, etwa smit Leo anzustellen? Doch während er noch überlegte, wanderte Leos Hand auf Marcels Schenkel.
“Verstehe, ein ganz braver bist du.” Dann rückte Leo noch ein Stück näher und legte seine andere Hand auf Marcels Bauch. Der konnte sich, überrascht von diesem offensiven Vorgehen, gar nicht wehren sondern war gewissermaßen erstarrt. “Darf ich noch ein bisschen näher kommen?” fragte Leo nun wenigstens.
“Ok…” stammelte Marcel überrumpelt. Leo ließ nicht auf sich warten und rückte so dicht an Marcel, dass sich ihre Bäuche berührten. Er legte seinen arm um Marcels Hüfte und zog sich damit dichter zu ihm ran. Dann waren ihre Gesichter nur noch Zentimeter auseinander und Marcel schloss die Augen und ließ Leo gewähren. Der berührte ihn leicht mit seinen Lippen, dann steckte er ihm die Zunge erst ein Stückchen,dann tiefer in den Mund. Einige Sekunden berührten sich ihre beiden Zungen nun, dann ging Leo wieder ein Stück zurück.
“Wohnst du weit weg von hier?” fragte Leo. Marcel war klar, auf was das hier hinauslaufen sollte. Er war sich unsicher, ob er das wirklich schon wollte? Aber andererseits machte ihn diese Situation gerade unwahrscheinlich scharf und durch den Alkohol fühlte er sich sehr gelockert.
“So etwa 10 Minuten.”
“Na dann lass doch rüber gehen. Oder hast du nicht aufgeräumt?”
“Doch, schon…” sagte Marcel. Im Kopf ging er gerade den Zustand seiner Wohnung durch, Eigentlich war alles soweit in Ordnung, das er darin Besuch empfangen konnte.
“Wie siehts eigentlich mit deinem Hunger aus.” fragte Leo. “Kommen wir auf dem Weg da hin vielleicht noch am Unidöner vobei?”

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