Professor Raimond Adelbert, Inhaber des Lehrstuhls für Qualitative Sozialforschung, hatte schon viele außergewöhnliche Doktorarbeiten betreut. Gerade weil bei ihm eben nicht mit endlosen Studien und Statistiken gearbeitet werden musste, sondern die Themen und die dahintersteckenden Gesellschaftsentwicklungen ihn interessierten, kamen Studenten zu ihm, die mit ihren Promitionsvorhaben bei allen anderen Professoren abgeblitzt waren.
Der heutige Kandidat Dorian Voswasser war wieder so ein außergewöhnlicher Typ. Im ersten Mailkontakt hatte Professor Adelbert überlegt, ihm von dem Vorhaben abzuraten und ihn eher zu einem anderen Thema hinzuführen. Doch nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, erschien ihm die Fragestellung doch spannend und relevant. Also hatte er ihn zu einem Gespräch in sein Büro eingeladen.
“Diese Subkultur die Sie da schildern”, fragte Professor Adelbert, nachdem Dorian ihm sein Forschungsvorhaben noch einmal kurz geschildert hatte. “wie gedenken Sie darin Zugang zu Quellen zu gelangen? Die Literatur ist ja sehr überschaubar und sie werden viel auf Interviews mit Akteuren und Aktiven zurückgreifen müssen.
“Ich habe mich schon ein wenig in den Netzwerken umgesehen und erste Kontakte geknüpft.” sagte Dorian. “Die Scheu ist zugegeben vorhanden, aber es war mir dennoch möglich, bereits zu einigen meiner potenziellen Forschungsobjekte durchzudringen.”
Die Frage nach einem persönlichen Bezug zum Thema verkniff Professor Adelbert sich. Die meisten seiner Promovierenden waren gerade wegen der eigenen Betroffenheit auf ihr Forschungsthema gekommen, was eigentlich ein NoGo beim wissenschaftlichen Arbeiten war. Aber meist hatte sich dann herausgestellt, dass sie eben gerade wegen dieses starken Interesses an Quellen kamen, die jedem Außenstehenden verschlossen geblieben wären. Er musterte Dorian ein wenig, konnte ihn aber weder der einen noch der anderen Seite zuordnen. Das Gewicht war nicht übermäßig Füllig, unter dem Hemd zeichnete sich im Sitzen zwar eine kleine Speckrolle ab, aber alles noch im Rahmen des Normalen. Vielleicht war er einer dieser sogenannten ‘Gainer’ und stand noch am Anfang oder hatte einfach momentan eine schlanke Phase. Oder er war ein ‘Encourager’, der sich vielleicht gerade über das Vehikel der Forschung Zugang zu seinen Objekten der Begierde verschaffen wollte. Wie auch immer, von solchen Gedanken versuchte der Professor sich bei jedem, der ihm gegenübersaß, schnell zu lösen. Denn was die Leute privat mit ihrem Forschungthema verbanden, hatte ihn, auch aus wissenschaftlicher Neutralität heraus, nicht zu interessieren. Er würde später nur die Ergebnisse in der Schriftform bewerten müssen.
“Gut dann würde ich sagen wir verbleiben erst einmal so, dass Sie ein wenig mit der Recherche beginnen und mich gelegentlich auf dem Laufen halten, wie Sie voran kommen.” Er sah Leuchten in den Augen seines neuen Promovenden. Oft hatten seine Doktoranden, bevor sie auf ihn trafen, große Frustration erlebt und diese erleichternden Momente, die sie hier in seinem Büro erlebten, gefielen Professor Adelbert immer sehr. Er verabschiedete Dorian und widmete sich wieder seinem Rechner. Dieses Thema hatte etwas, er musste doch gleich einmal googlen, was er über feeding, encouraging, gaining und diese ganze Subkultur fand.
Nachdem er das “Go” seines Professors bekommen hatte, war Dorian zunächst einmal sehr euphorisch. Er setzte sich gleich an den Rechner und legte sich Profile bei Grommr, Gayroyal und Gayromeo an. Erst wollte er sich Gainer-Studie nennen, dann Fetischforschung oder Fat-Research. Aber all das klang zu wissenschaftlich, zu sperrig. Schließlich hatte er die zündende Idee. Es war zwar etwas provokant, da er sich da eigentlich mit Federn schmückte, die er noch nicht hatte, doch er mochte den Namen: DrGainer
Er hatte sich zuvor schon ein wenig in den Communities und entsprechenden Fetisch-Clubs der Netzwerke umgesehen, war aber noch nicht sonderlich intensiv an die Kontaktaufnahme gegangen. Doch jetzt galt es ganz seriös Interviewpartner zu finden. Also schrieb er mit dem gleichen Standardtext gleich eine Reihe an Typen an und bat sie um Interviews für seine Arbeit. Allerdings stellte er fest, dass kaum jemand Interesse daran hatte, ihm für Fragen zu Verfügung zu stehen. Einer schrieb ihm sogar:
“Sag mal was bist du denn für ein Spinner, hier die Leute ausfragen und nachher drüber Schreiben? Verpiss dich bloß schnell.” Andere schrieben Sachen wie: “Würde von dir gerne superfett gemästet werden.” oder auch “Würde dich gerne superfett mästen.” Dann gab es noch die, die Dorian gerne zum Beantworten ihrer Fragen zu sich nach Haus eingeladen hätten, aber die wohnten dann doch so weit weg und machten ihm einen so ‘schlüpfrigen’ Eindruck, dass er dankend ablehnte.
Nach diesem ersten erfolglosen Aufschlag fragte Dorian sich, ob er bei diesem Thema je vorran kommen würde. Vielleicht waren die Bedenken der anderen Professoren, die seine Arbeit gleich abgelehnt hatten, doch berechtigt.
Doch als er eigentlich schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, meldete sich doch einer seiner Angefragten miteiner positiven Antwort zurück.
“Hi, dein Vorhaben klingt Interessant. Wir können uns gerne in der Stadt treffen und du kannst mich befragen. Gruß, Michael.” Dorian war erleichtert. Endlich wenigstens einer, mit dem er seine Forschung beginnen konnte. Glücklicherweise kam Michael wie er aus Frankfurt und so war es was die Entfernung anging kein Problem sich in der Öffentlichkeit zu treffen. Beide machten für den kommenden Samstag Mittag einen Termin aus.
Dorian war schon ziemlich aufgeregt vor diesem ersten Treffen. Zwar hatte er einen ersten Eindruck von Michael über dessen Fotos bekommen, doch mit Live-Treffen war es ja immer noch etwas anderes. Michael war sehr schlank, muskulös, mittelgroß und hatte kurzes, blondes Haar. Er war Anfang 30, arbeitete im Marketing und war, wie er angab, erfahrener Feeder.
Während Dorian vor dem Eingang des Cafes stand und noch eine Zigarette rauchte, tippte ihn plötzlich jemand von hinten auf die Schulter. Erschrocken drehte sich Dorian um und erblickte Michael. Er erkannte ihn sofort, er sah ziemlich so aus wie auf den aktuellsten Fotos in seinem Profil.
“Hi,” sagte Michael und streckte seine Hand aus. “wollen wir schnell noch eine rauchen, bevor wir reingehen?” Dorian grinste. Die Anspannung, die er im Vorfeld dieses Ersten Treffens gehabt hatte, war mit einem Schlag verflogen. Der Kerl hier war ein ganz normaler, lockerer Typ, kein verrückter Psycho, wie man bei dem Fetisch vielleicht auch hätte vermuten können.
“Hast du den Weg gut gefunden?” fragte Michael. Es war im Grunde Smalltalk, denn heute in Zeiten von Googel Maps verirrte sich eigentlich niemand mehr, erst recht nicht in einer Stadt wie Frankfurt. Aber als Eisbrecher war die Konversation gerade gut.
“Ja lief problemlos.” sagte Dorian. “Bin mit der U4 gekommen, die hält eh in der Nähe von meiner Wohnung.”
“Ach das ist ja prima.” meinte Michael. Es herrschte einen Moment Stille zwischen den Beiden. Beide zogen gleichzeitig an ihren Zigaretten, wodruch diese Sprechpause etwas kaschiert wurde, doch dann ergriff Michael wieder die Initiative:
“Und du hast mit deiner Promotion gerade erst angefangen oder bist du da schon länger dran?”
“Ne, ganz am Anfang.” sagte Dorian. “Es hat erst mal gedauert, überhaupt einen Professor zu finden, der das Thema angenommen hat.”
“Das kann ich mir vorstellen.” lachte Michael. “Ist ja wirklich eine etwas spezielle Sache.” Die nächst Frage Michaels stand eigentlich schon im Raum, nämlich danach, wie Dorian denn selbst auf dieses Thema gekommen war. Aber das wäre vielleicht drinnen in der geschützten Gesprächsatmosphäre eines Tisches besser angebracht. Beide rauchten ihre Glimmstengel zu Ende und gingen dann nach drinnen. Michael hatte seine Jacke schon an einen TIsch gelegt, der ganz am Rand und ein gutes Stück abseits von den anderen belegten Tischen war. Genug Privatsphäre für intime Gespräche.
“Wisst ihr schon, was ihr trinken möchtet?” fragte die Bedienung, die sich gleich dem Tisch näherte.
“Einen Cappuchino.” bestellte Dorian.
“Für mich einen Ingwertee und ein Stück von dem Möhrenkuchen.” Michael hatte vorhin schon einen Blick in die Kuchentheke geworfen.
“Sehr gerne.” notierte die Bedienung. “Für dich auch ein Stück Kuchen?” Da Dorian nicht sofort antwortete, begann die Frau in geübter Routine die Kuchensorten herunterzubeten. Dorian wählte den Schokoladenkuchen, da konnte man ja sicher nicht viel Falsch mit machen.
“Also, wie wollen wirs machen, hast du Fragen vorbereitet oder soll ich einen Bogen ausfüllen oder wie möchtest du vorgehen?” brachte Michael dann gleich das Thema ihres Treffens auf den Tisch.
“Ich bin mir da ehrlich gesagt noch gar nicht sicher.” meinte Dorian. “Du bist nämlich meine erste Quelle und ich kann noch gar nicht abschätzen, was ich alles an Informationen benötige und bekomme.”
“Na vielleicht erzähl’ ich dann einfach mal ein bisschen was, wie ich zu dem Fetisch gekommen bin und was ich bisher so erlebt habe?” schlug Michael vor. Dorian nickte und legte sich schon mal einen Block und Stift für Notizen zurecht. Michael nahm noch einen Schluck von seinem Ingerwertee, dann legte er los. Er erzählte Dorian, dass er irgendwie schon als Kind fasziniert von dicken Bäuchen gewesen war. irgendwann in der Pubertät merkte er dann, dass ihn besonders Jungs mit ein bisschen mehr Speck anmachten. Er selbst war immer schlank und sportlich, daher hatte er es leicht, Kontakt zu einen Begierdeobjekten zu knöpfen. In der Oberstufe hatte er dann tatsächlich jemanden gefunden, der aus der gleichen Stadt wie er kam, gerade auch in der Endphase seines Studiums steckte. Mit dem hatte er sich dann zum Allerersten Feeding getroffen.
“Ich hatte damals total Schiss.” schildere Michael. “Ich meine, ich dachte damals noch, dass das sicher alles Perverse waren. Also hab ich zu hause, ich wohnte damals noch bei meinen Eltern, auf meinen Schreibtisch einen Zettel mit der Handynummer des Typs und seinem Nickname gelegt. Nach dem Motto: Wenn ich verschleppt werden sollte, kann man darüber bestimmt schneller herausgefunden, wo ich bin. Absoluter Schwachsinn, aber war ja damals auch noch jung und unerfahren. Wir hatten verabredet uns bei einer McDonalds-Filiale in er Innestadt zu treffen, also alles schön öffentlich. Ich war schon ein paar Minuten früher da und bei jedem Typen, der sich der Filiale näherte der nur so in etwa, wie mein Date ausgesehen hat, hat sich mein Puls erhöht. Dann war er schließlich da. Wir hatten im Vorfeld schon viel über unsere Phantasien geschrieben und was wir gerne machen würden also waren de Abläufe eignetich ziemlich klar. Wir bestellten beide Menüs, gingen dann nach oben, suchten uns eine unbeobachtete Ecke und er fing an zu Futtern. Ich lud ihm dann meine Burger auch noch auf sein Tablet und beobachtete, wie er aß. Dabei plauderten wir und wie ich festestellen musste, was der Kerl alles andere als selbstbewusst, ganz anders, als er noch online gewirkt hatte. ER hatte bei einer Größe von 1,80 m ein Gewicht von 97 Kilo, also wirklich nicht fett. Als Ziel gab er dann auch an, dass er 100 bis 110 schon viel fand. Na toll, hätte ich also gerade mal noch 3 Kilo auf ihn draufzumästen gehabt. Nachdem er alles bei McDonalds verputzt hatte, gingen wir noch ein bisschen durch die Stadt. Wir aßen Eis und nach einem Stündchen konnte ich ihn überreden auch noch einen Döner zu futtern. Sein Bauch war nun schon ein bisschen voller und ich überlegte, wie ich mich daran zu schaffen machen könnte. Ich lotste unseren Weg in die Grünanlagen und als wir dann tatsächlich einmal unbeobachtete waren, legte ich schnell meine Hand auf seinen Bauch und rieb ein bisschen. Er kicherte und ich zog meine Hand zurück, doch dann nahm er sie und legte sie wieder auf seine Wampe. Wir bleibe stehen und schauten uns um. Ein Gebüsch am Rande des Zaunes erschien uns unbeobachtet genug. Wir gingen also dort hinter die Hecken und auf einmal war seine Schüchternheit verflogen. Er hob sein Shirt und präsentierte stolz seinen Bauchspeck. Ich legte meine Hände auf das Fett und massierte und knetete es sanft. Dann griff er auch mir an die Körpermitte, die jedoch schlank und trainiert war. Er schaute sich noch einmal um, doch wir waren wirklich abseits von allen Beobachtern. Also öffnete er seine Hose und ließ sie, samt Unterhose, in die Kniekehlen fallen. Ich überlegte, was ich jetzt machen sollte. Hinknien und ihn blasen? Darauf hatte ich bei so einem Kerl, den ich gerade erst kennen gelernt hatte eigentlich keine Lust. Wie gesagt, ich war damals 19 und noch recht unerfahren. Doch irgendetwas musste ich tun, und so griff ich seinen Schwanz und begann ihn zu wichsen. Schnell hatte ich seine harte Latte in der Hand. Mich erregte die Situation dann auch und als er mir in den Schritt griff und auch meine Latte knetete, öffnete ich schnell die Hose. So standen wir beide da, jeder den anderen wichsend und ich mit einer Hand seinen Bauch knetend. Die Nummer dauerte vielleicht drei oder vier Minuten, dann kam erst er und kurz darauf spritze ich dann auch ab. Wir machten uns schnell mit Tempos sauber, zogen uns wieder an und spazierten, als sei nichts gewesen, hinter dem Gebüsch hervor und zurück in den Park. Mittlerweile war es dann auch früher Abend gewesen und mein Date merkte an, dass er dann auch bald fahren müsste. Auf dem Weg zum Bahnhof wollte ich ihn noch zu einer Currywurst mit Pommes überreden, doch er lehnte dankend ab. Jetzt, wo er gekommen sie, hätte er keinen Appetit mehr. Das merkte ich mir, also die nächsten Typen erst vollstopfen und dann abspritzen lassen.
“Habt ihr euch danach nochmal gesehen?” unterbrach Dorian Michaels Erzählung. Während er Michael gespannt zugehört hatte, hatte er sein ganzes Stück Schokoladenkuchen verputzt. Michael hatte seinen Karottenkuchen kaum angefangen.
“Nein, wir haben noch ein bisschen geschrieben aber irgendwann war er dann auch weg bzw. sein Profil gelöscht.” sagte Michael. “Ein Problem ist, dass viele diesen Fetisch nur virtuell ausleben wollen, um sich auf ihre Phantasien einen runter zu holen, ohne wirklich mal Live-Dates machen zu möchten. Magst du noch?” fragte er und tauschte ungefragt unsere Teller aus.
“Äh... “ sagte Dorain. “Danke, gerne. Aber das wird jetzt hier kein Feedingdate wie du es mit dem Kerl gemacht hast, oder?” Michael grinste und nippte an seinem Tee.
“Also wo war ich stehen geblieben. Nach diesem ersten Date habe ich dann erstmal wieder ein paar Wochen nur gechattet, doch der Fetisch ist einfach zu stark, als dass an ihn ablegen könnte. In der Zeit standen dann aber auch meine Abiprüfungen an und so hatte ich ohnehin wenig Zeit. Viel einfacher wurde es dann, als ich meine eigene Wohnung hatte und studierte, da konnte ich dann auch leichter Typen zuhause empfangen und war insgesamt viel flexibler. Oh warte mal kurz…” er zückte sein Handy und stand auf. “Mit ist eingefallen das sich ganz kurz noch telefonieren muss. Nicht weglaufen.” Er zwinkerte mir zu und verschwand nach draußen. Dorian machte sich derweil ein paar Notizen auf meinen Block und aß an dem Kuchen weiter. Zwischendrin checkte er mit meinem Smartphone, ob sich irgendetwas Neues bei Grommr ergeben hatte. Nach ein paar Minuten kam Michael wieder rein.
“Du wäre es ok, wenn wir ganz kurz an meiner Wohnung vorbeigehen, ich muss da noch ‘nen Handwerker reinlassen. Ich hab schon vorne am Tresen gezahlt.” Dorian war etwas überrumpelt, und auch weil er gerade den letzten Bissen Kuchen im Mund stecken hatte, konnte er erstmal gar nichts sagen. Das nahm Michael als Zustimmung an und schnappte sich seine Jacke. Eigentlich widerstrebte es Dorian etwas, mit diesem Kerl in seine Wohnung zu gehen, immerhin kannten sie sich erst ein paar Minuten. Aber andererseits wollte er auch hören, wie seine weiteren Masterfahrungen gelaufen waren. So führte im Moment also kein Weg daran vorbei, ihm nach Haus zu folgen.
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