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Der 6. Dezember

Mit hochrotem Kopf und angehaltenem Atem schaffte Julian es schließlich, seine Hose zuzubekommen. Wie bei einem Muffin quoll der Speck über den Hosebund. Julian probierte noch einige T-Shirts an, doch es zeichnete sich immer eine Speckrolle ab. Schließlich griff er zu einem weiten Pullover. Der hing locker an ihm herunter und kaschierte alle die Extrapfunde, die sich in der letzten Zeit an seinem Körper angesammelt hatten.
Auf dem Weg zum Bahnhof, wo er Sandy abholte, holte er sich noch schnell ein Frikadellenbrötchen auf die Hand. Er hatte in der letzten Zeit soviel Süßes gegessen, dass es ihm nun im Ausgleich oft nach etwas richtig Herzhaftem gelüstete. Mit Ben hatte er sich noch einige Male zu Backen getroffen und der hatte ihm einige Tricks beigebracht. Außerdem waren sie fast jedesmal mit der fertigen Backware entweder im Bett oder in der Badewanne gelandet und Ben hatte ihn verspielt gefüttert. Der schien selbst gar nicht so auf süße Sachen zu stehen, oder er konnte sich gut beherrschen, denn er war schon eher schlank.
Am Bahnhof angekommen begrüßten Sandy und Julian sich mir einer schwungvollen Umarmung und Julian konnte nicht übersehen, dass Sandy im von hinten ein bisschen in den Speck griff.
“Na, scheinst es dir ja gut gehen zu lassen.” meinte Sandy scherzhaft und piekste mit dem Finger in Julians Bauch. Der spannte reflexartig die Muskeln an, doch viel konnte er seinen Speck dadurch auch nicht verbergen. Beide gingen zunächst einen Kaffee trinken und machten sich dann auf den Weg in Julians Wohnung. Zwischenzeitlich hatte Julian eine Nachricht von Ben erhalten, die das Bild von einem Teller voll selbstgebackener Plätzchen enthielt. ‘Nachher Lust vorbeizukommen?’ schrieb Ben. Julian merkte, dass ihn der Besuch von Sandy zwar freute, aber er sich eigentlich auch gerne mit Ben getroffen hätte.
Mittlerweile war es 18 Uhr und bevor es in die Stadt ging, wollten beide noch etwas zusammen Kochen. Julian schnippelte Zutaten und Sandy stand am Küchenfenster und rauchte.
“Hey, du machst dich.” meinte sie und blickte bewundernd auf die Akuratheit, mit der Julian sich der Essenzubereitung hingab. “Früher kannte ich dich als den König der Raviolidose und jetzt so ein Motivation. Steckt da etwa ein neuer Kerl dahinter?” Julian schwieg einen Moment, doch die Pause war gerade lange genug, dass Sandy ihre Schlüsse zog. “Aha, wusste ichs doch! Die Kochkünste, die kleine Plautze - du bist am Nestbauen. Wie heißt er denn? Wie alt ist er? Wie sieht er aus? Wie lange seid ihr schon zusammen?” Sandy sprudente über vor Neugier.
“Also”, sagte Julian gedehnt. “da gibts gar keinen Kerl. Also zumindest nix Festes. Ich hab mich jetzt zwar paarmal mit einem Typen getroffen, aber das ist mehr so was Kumpelhaftes.”
“Ach komm erzähl' mir doch nix.” erwiderte Sandy. Sie drückte ihre Zigarette aus. Dann nahm sie ein Stückchen Käse, das Julian gerade in Würfel schnitt und steckte es ihm in den Mund. “Ich bekomm das schon noch aus dir raus, der Abend ist ja noch jung.”

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