Direkt zum Hauptbereich

Der 20. Dezember

Drinnen in der Wohnung ging es mit den überschwänglichen Begrüßungen weiter. Nach der Mutter kam der Vater, ebenfalls ein Fass von Mann, der Julian drückte und rechts und links auf die Wangen küsste. Es folgte die Schwester, ein sehr üppiges Mädchen mit einem freundlichen, runden Gesicht und ein Bruder, Anfang zwanzig und der mit Abstand Dickste in der Familie.

“Ihr seid gerade richtig für die Antipasti.” sagte Bens Mutter und verschwand schon wieder in der Küche. Während die Anderen ins Wohnzimmer gingen, schaute sich Julian in der Wohnung um. Überall fanden sich Kreuze und Heiligenbilder an den Wänden, eben ein typisch italienischer Haushalt. Die Wohnung war an sich klein, doch im Wohnzimmer fand sich trotzdem Platz für einen großen Esstisch, der schon liebevoll gedeckt war. Bens Vater schenkte einen Zitronenlikör als Aperitif in kleine Gläser und reichte sie den Umstehenden. Während sie anstießen und den Likör herunterkippen, brachte die Mutter aus der Küche schon die Platten mit Antipasti. Es waren eingelegte Tomaten und Oliven, Mozarellabällchen, kleine gebratene Fleischspieße und dazu frisches Chiabatta. Alle setzen sich, der Vater sprach ein Tischgebet auf italienisch und dann ging das Fressen los.
Bis auf Ben luden sich alle die Teller voll mit den Antipasti. Julian fand es angenehm, einmal nicht der Gierigste am Tisch zu sein. Während des ersten Gangs wurde schnell und viel durcheinander geredet. Bens Mutter erzählte von irgendeiner Tante in Sizilien, die jetzt ein neues Hüftgelenk bekommen hätte. Bens Bruder berichtete von irgendwelchen Geschäften mit Autos, die Schwester ließ sich über ihren Exfreund aus und der Vater erzählte von alten Weihnachtstraditionen aus seiner Kindheit. Während Julian so von allen Seiten mit unterschiedlichsten Gesprächssträngen umwickelt wurde, merkte er gar nicht, wie die Mutter die nächsten Schüsseln zum Tisch brachte.
Der Zwischengang bestand aus Pasta, Tagliatelle mit selbstgemachtem Pest. Auch hier luden sich Alle die Teller sehr voll. Ben nahm selbst nur einen Löffel voll und aß davon Nudel um Nudel ganz langsam. Der Vater hatte derweil schon den Wein geöffnet und schenkte ein. Julian gefiel diese Atmosphäre sehr, es war laut, es wurde gescherzt, gegessen und sich zugeprostet.
Auf den Nudelgang folgte der Fisch, Bens Mutter hatte ein Risotto mit Tintenfisch und Muscheln gemacht. Mittlerweile ging das Gelage schon eine gute Dreiviertelstunde. Julian war überrascht, dass die anderen noch keine Erschöpfungserscheinungen zeigten. Er war solche Fresserei ja mittlerweile gewohnt und sein Magen hatte sich in den letzten Wochen entsprechend gedehnt. Aber hier schien auch generell gerne viel zu essen, denn insbesondere Bens Bruder verdrückte noch größere Portionen als Julian. Je mehr Julian die anderen Mitglieder aus Bens Familie beobachtete, desto verwunderlicher fand er, dass Ben so aus der Art geschlagen war. Oder war das vielleicht gar nicht seine Familie? Er beugte sich einmal kurz zu ihm rüber und flüsterte:
“Sag mal wieso steht bei deinen Eltern an der Tür eigentlich ein anderer Name dran?”
“Erklär’ ich dir später.” flüsterte Ben zurück und widmete sich wieder einem Gespräch zwischen seiner Mutter und seiner Schwester.
Mittlerweile waren sie bei den Fleischgängen angelangt. Es gab Schweinefilets in Speckmantel, dazu mit Käse überbackene Gnocchi und eine Thymian-Salbeisoße. Nachdem Julian anfing wirklich satt zu werden stöhnte er kurz, als Bens Mutter als Nächstes mit gebratenen Putenschenkeln aus der Küche kam. Mittlerweile hatte Bens Vater die vierte Flasche Wein geöffnet und goss gerade dem Gast immer sehr schnell nach. So wurde Julian zunehmes betrunkener und redseliger.
Vor dem Dessert wurden Espressi serviert, dazu gab es für jeden einen Sambuca. Das Dessert war wieder in mehrere Stufen aufgebaut. Den Anfang machte ein Tiramisu, gefolgt von einer Eisbombe und zum Abschluss in Schokoladensoße schwimmende Windbeutel. Julian war nun wirklich so voll, dass er trotz eindringlicher Offerten von Bens Mutter den zweiten Schokoladenwindbeutel ablehnte. Der wanderte dann aber schnell weiter auf den Teller von Bens Bruder, der immer noch Essen konnte wie ein Scheunendrescher.

Kommentare

compaq hat gesagt…
Bens Bruder würde ich auch gerne mal kennen lernen :)
Anonym hat gesagt…
Ja , ich auch ;-)
Und ich hoffe, dass wir hier von "Massimo" noch mehr lesen werden ...! ;-)

Beliebte Posts aus diesem Blog

Gastbeitrag: Der Zuchtbulle - 5

von bulldogge68 Robert wohnte in einer riesigen Villa. Ich klingelte, und nach einer kurzen Weile öffnete Robert die Tür. Er sagte kurz „Hallo“ und „komm rein“. Dann schloss er die Tür hinter mir, packte mich plötzlich am Kragen meiner Trainingsjacke und warf mich gegen die Tür. Ich war überrascht, denn er brachte mich zum schwanken. Dann riss er mir die Trainingsjacke vom Körper und begann meinen Bauch abzugreifen, zu kneten, draufzuhauen, massieren, kurz: alles zu tun, was man mit Händen an einem fetten Bauch so machen kann. Dabei murmelte er die ganze Zeit etwas von „Geil…endlich gehörst Du mir…endlich hab ich einen Mastbauch, mit dem ich machen kann, was ich will!“. Er redete nicht mit mir, sondern nur noch mit meiner Wampe! Etwas seltsam fand ich das schon.

Der Lehrer Kapitel 5 - Elternsprechtag

 von nicetofeedyou Nach dem letzten Treffen waren jetzt ca. 3 Wochen verstrichen. Der Januar und Februar war für Thomas immer sehr zäh gewesen, denn es war zu kalt um viel zu unternehmen und man sehnte sich nach dem Winter immer mehr den Frühling herbei. Dieses Jahr war das anders – denn diese Zeit war wie dafür gemacht, sie ganz seinem dicken Lehrer zu widmen. Der hatte beim All-you-can-eat vor drei Wochen gesagt, dass er Thomas’ Mastschwein sein will und für ihn noch viel fetter werden würde. So nahm Thomas ihm beim Wort und auch Peter war sehr gewillt, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen.

Gastbeitrag: Schule Bildet 33 - Gewichtskontrolle am Ferienende

Die ganze U-Bahnfahrt über dachte Stefan an Ahmed und fragte sich, warum er am Schluss so komisch war. Doch eine vernünftige Antwort fiel ihm nicht ein. Wieder in Neuperlach angekommen stieg er aus der U-Bahn aus und ging gemütlich zur Rolltreppe. Auf dem Weg nach Hause war er noch immer in Gedanken versunken. Als er vor der geschlossenen U-Bahn-Bäckerei stand, hielt er inne und realisierte, wie verfressen er geworden war.