“...Um 18 Uhr treffen wir uns bei ‘Barolio’, Tisch ist die Firma reserviert.” stand in der Mail zur Weihnachtsfeier. Julian hatte noch gut zwei Stunden Zeit. Seinen neuen Anzug hatte er schon angezogen und nun ging er durch die Stadt zu dem Treffpunkt mit Ben. Der wartete auch schon an der Ecke und hatte in jeder Hand eine Tüte. Julian erkannte sie aus einiger Entfernung, eines war eine DunkinDonuts-Tüte und die andere eine von BurgerKing. Innerlich stöhnte er bereits jetzt.
“Na, heute schon brav gegessen?” flachste Ben.
“Na mehr als ich sollte und wie du weist steht nachher noch die Weihanchtsfeier an.” sagte Julian mit einem kritischen Blick auf die Tüten.
“Ich weiß, und darum dachte ich mir, bringen wir dich schon mal auf ein bisschen Grundbefüllung.” Er griff in die BurgerKing-Tüte und nahm einen Cheeseburger heraus. Ohne weiter zu diskutieren fing Julian an zu Essen. Beide gingen ein bisschen weiter und immer wenn Julian etwas fertig hatte nahm Ben etwas Neues aus der Tüte. Insgesamt futterte Julian während ihres knapp zweistündigen Spaziergangs durch die Stadt noch 6 Cheeseburger und 8 Donuts. Mit vollem Bauch kam er um kurz vor 18 Uhr am Restaurant an. Drinnen saßen schon einige Kollegen und eine Gruppe winkte ihn zu sich zu den freien Plätzen.
“Na, auch ein großes Bier?” meinte Kollege Pachtler, der Julian gegenübersaß. “Sie sind doch auch ein guter Esser wie ich, wie man sieht.” dabei klopfte er sich auf seine unübersehbare Plautze. Julian lachte nur und überlegte einen Moment, ob er sich zum Beweis auch den Bauch tätscheln sollte.
“Also gut, aber nur eins, ich muss nachher noch fahren.” Der Kellner kam und nahm die Bestellungen Auf. Julian war immer noch sehr voll, aber mit einem Salat konnte er sich bei den Kollegen nicht blicken lassen. Also bestellte er das Schnitzel mit Pommes.
“Das nehme ich auch.” sagte Pachtler und zwinkerte der Bedienung zu. “Sie wissen ja, wie ichs am liebsten habe.”
“Is scho recht.” sagte der Keller und Julian meinte ihn kurz zurückzwinkern gesehen zu haben. Die Biere kamen prompt und Julian war über den Alkohol dann doch ganz froh, denn so wurde sein Appetit wieder etwas angeregt. Als die Speisen dann kamen musste er aber doch Schlucken, denn die Schnitzel fielen XXXL aus. Das war vielleicht das Zwinkern gewesen, was Pachtler da mit dem Kellner ausgetauscht hatte.
“Oh, das ist aber wirklich ein Riesenschnitzel.” entfuhr es Julian.
“Ach was, das packen Sie schon.” sagte Pachtler und grinste. “Also dann, guten Appetit.”
Pachtler hatte seinen Bierbach nicht ohne Grund. Er schnitt das Schnitzel zügig in Stücke und aß in einem atemberaubenden Tempo. Als er fertig war hatte Julian sich gerade einmal durch die Hälfte gekämpft und musste schon Stopfen um noch irgendetwas hinein zu bekommen.
“Sagen Sie mal, wann ist es denn eigentlich bei Ihnen so weit?” fragte Pachtler auf einmal.
“Wie meinen?” fragte Julian zurück. Er hatte keine Ahnung, auf was Pachtler anspielte.
“Na wann ihre Frau entbindet.” Julian hatte gerade wieder ein Stück Schnitzel in den Mund gesteckt und musste daher erst einmal kauen, um sich nicht zu verschlucken. Die kleine Antwortpause nutzte Pachtler zu weiteren Erläuterungen. “Also ich hab ja während der Schwangerschaft meiner Frau fast 20 Kilo zugenommen, das nenne man wohl männliche Scheinschwangerschaft. Wieviele Kilo sinds denn bei Ihnen schon?” Aha, daher wehte der Wind also. Julian überlegte noch immer kauend, was er antworten sollte. Sollte er eine Schwangerschaft einer fiktiven Frau als Grund für seine Gewichtzunahme vorschieben oder wie sonst sollte er mit den Anspielungen seines Kollegen auf seinen wachsenden Bauch umgehen? Gerade als er herunterschluckte und zu einer Antwort ansetzte, kam der Chef zu der Gruppe an den Tisch und reichte Pachtler die Hand.
“Mensch Pachtler, ich hab mir vorhin mal Ihren Bericht durchgelesen, wirklich gute Zahlen die Sie da geliefert haben, Kompliment.”
“Oh vielen Dank.” sagte Pachtler überschwänglich und widmete sich ganz dem Chef. Damit war Julian gerade noch so um eine Antwort herumgekommen. Der Chef bat Pachtler dann auch zu sich herüber an seinen Tisch, da er mit ihm noch etwas besprechen wollte. Julian konnte sich so in Ruhe durch den Rest des Schnitzels kämpfen. Ein zweites Bier zum herunterspülen machte ihm den Rest leichter und die weiteren Gespräche am Tisch drehten sich dann Gott sei Dank nicht mehr um seine potenzielle Vaterschaft. Als die Andern zum Bestellen des Desserts ansetzten, konnte Julian sich dann glücklicherweise einer kleinen Gruppe von aufbrechenden Kollegen anschließen und sich so elegant von dem Abend verabschieden.
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