Jeder neue “Student” im Fat Boys Camp durchlief die gleichen Phasen der Eingewöhnung. Da war der erste Monat, der normalem Alltag noch ziemlich ähnelte. Es gab Einführungsveranstaltungen, es
wurden Parties gefeiert und die üblichen Formalitäten erledigt.
In
diesem Monat begleiteten Tutoren die Neuen noch ganz intensiv. Im
zweiten Monat kristallisierte sich dann langssam der Grund ihres
Aufenthalts heraus, natürlich ohne dass sie etwas davon merkten.
Der dritte Monat brachte dann die ersten Leistungsüberprüfungen und die
ersten Druckmittel. Im Vierten Monat achteten die Tutoren, die jetzt nur noch wenig Zeit mit den Studenten verbrachten darauf, gruppendynamische
Prozesse zu steuern. Die Jungs sollten gefühlsmäßig ein wenig
aufgekratzt und verwirrt werden um sich dann leichter dem hinzugeben, was in den Monaten fünf und sechs folgte. Im Fünften Monat kam erstmals das Thema Mästen auf die Agenda. Der Monat diente dazu, Widerstände
zu brechen und Zweifel auszuräumen. ab dem 6. Monat begann dann die
Mast und von da an wurde für die Studenten aus dem College ein Camp und
sie hatten sich Befehlen zu unterwerfen.
Mit nur einem Zwischenstopp und anschließendem Weiterflug in einer
kleinen Privatmaschine erreichte Jerome gegen Mittag den abgelegenen
Standort der elitären Universität. Ausgang wartete bereits ein Mann mit
einem Schild auf ihn und begrüßte ihn in fast akzentfreiem Deutsch. Bei
der Auswahl von Pascal hatte man vor allen Dingen darauf geachtet, dass
er möglichst viele Sprachen sprach um die Studenten in ihrer
Muttersprache begrüßen zu können. Viele waren einfach zu dumm um gutes
Englisch sprechen zu können. Jerome stieg zu Pascal in den geräumigen
Ford Pickup und sie fuhren los. Das Auto verfügte über keine Klimaanlage
und so wurde es nach einigen Kilometern ziemlich heiß. Jerome stand der
Schweiß auf der Stirn und darum reichte Pascal ihm eine Flasche Wasser.
Gierig schüttete er es hinunter und fühlte sich sofort wieder
erfrischt. Doch nach einigen Minuten überkam ihn eine Schwere und ihm
fielen die Augen zu. Den Rest der Fahrtstrecke bekam er so dank des
Schlafmittels in dem Wasser nicht mit. Auch wie sie über das riesige
Gelände zum Haupthaus kamen, bleib für ihn ein Geheimnis. Wenn er also hätte fliehen wollen hätte es Tage gedauert, bis er allein den Zaun gefunden hätte.
Der Wagen hielt an und Pascal piekste Jerome mit einer dünnen Nadel in
den Arm. Das Aufputschmittel ließ ihn schnell erwachen und ein leichtes
Schütteln an der Schulter brachte ihn zurück ins Hier und Jetzt.
“Aufwachen,
wir sind da.” Sagte Pascal. Jerome rieb sich die Augen. Der Jetlag hatte bei ihm ja ganz schön zugeschlagen, dachte
er sich. Dann stieg er aus dem Auto und schaute sich erst einmal
neugierig um. Vor ihm befand sich ein großes Haus in viktorialischem
Baustil. Auf der Treppe stand bereits ein Empfangskomitee bestehend aus
drei Männern. Der Mittlere, etwa 45 Jahre alt, kam auf Jerome zu und schüttelte ihm die Hand. Ein leichter spanischer Akzent begleitete seine Worte, aber Jerome konnte sein Deutsch dennoch gut verstehen.
“Herzlich willkommen auf dem Francois Bennoit Collège”, sagte der Mann und grinste breit. “Mein Name ist Escobar, ich bin der Leiter des Foreign Students Department. Das hier sind Christo, Tutor der Erstsemeter und Raphael, Hausvorsteher deines Fraternitäts-Haus. Die beiden werden dir alles zeigen und die erklären, wie das hier bei uns so läuft. Aber jetzt muss ich dich leider erst noch zur Krankenschwester bitten, wir
haben nämlich seit ein paar Tagen eine Grippewelle und damit du dich
nicht ansteckst wirst du geimpft.” Letzteres war natürlich komplett
gelogen, aber es funktionierte immer, wenn Escobar diese
Geschichte erzählte. Er führte Jerome zum Schwesternzimmer und übergab
ihn der Obhut von Maria. Die lächelte sehr freundlich wie alle andern
hier auch, sprach jedoch nur Spanisch. Sie gestikulierte viel und Jerome konnte nur erahnen, was sie von ihm wollte. Obwohl es nur um eine Grippeimpfung gehen sollte, fing sie an ihn auszukleiden. Da sie währenddessen immer schnelles Spanisch sprach, vermutete
Jerome in den ihm unverständlichen Worten die Erklärung des Ganzen.
Maria nahm zunächst ein Stethoskop und horchte Brust und Rücken ihres
Patienten ab. Dann schob sie ihn in Richtung einer Waage, notierte sein Gewicht und sah in einer Tabelle nach, wieviel Milliliter des Impfserums sie in die Spritze ziehen musste. Es folgte ein kleiner Pieks und ein Pflaster, dann deutete sie Jerome gestikulierend an, er könne sich wieder ankleiden. Christo und Raphael hatten währenddessen draußen vor der Tür gewartet.
“Ah, gerade noch rechtzeitig für das Abendessen.” sagte Christo
als Jerome von der Impfung zurückkam.“ Jerome blickte auf seine Uhr und
in der Tat war es bereits 18 Uhr geworden. Er folgte den Beiden über
den Campus bis zur Mensa. Es war allerdings keine Mensa wie er sie schon
an Unis gesehen hatte, sondern mehr ein Restaurant. Klar, das war ja auch eine Eliteuniversität, da konnte man von den Studenten nicht erwarten, dass
sie sich mit einem Tablett anstellten. Die drei nahmen an einem Tisch
Platz und gleich kam auch ein Kellner und reichte ihnen die Menükarte.
Es gab jeden Tag drei Menüs zur Auswahl, als Getränke konnte man zwischen Cola, Bier, Wein
und Agavenbrause wählen. Christo und Raphael bestellten jeder ein Bier
und Jerome schloss sich an. Zu Essen wählte Christo die Hähnchenpfanne, Raphael
die Lasagne und Jerome den Burger. Der Kellner eilte davon und kam
wenige Augenblicke später bereits mit den Getränken zurück. Drei schwere
Glashumpen, jeder bestimmt einen Liter fassend, stellte er auf den Tsich. Jerome war überrascht über diese Mengen, aber das schien hier nichts ungewöhnliches zu sein. Auch die Essensportionen waren sehr groß, bestimmt
das doppelte was man in Deutschland in einem Restaurant bekam. Jerome
musste sich richtig anstrengen alles hinunterzubekommen, doch Christo und Raphael legten ein ordentliches Tempo vor und so wurde er angespornt, mitzuhalten.
Nach dem Essen verabschiedete sich Christo und Raphael führte Jerome zu
seinem Schlafzimmer. Alle Räume lagen in kleinen Einheiten von 4-5
Zimmern auf einem Flur. Es gab jeweils ein gemeinsames Badezimmer aber
Schlafen tat jeder für sich alleine. Jerome war von dem ganzen Bier und
dem üppigen Mahl schon wieder recht schläfrig, und so legte er sich
erst einmal ein Stündchen hin. Er wurde geweckt als es an seine Tür
klopfte. Draußen stand Raphael mit einem Stapel Klamotten auf dem Arm.
“Dein Koffer war nicht in der Maschine.” Sagte er und bemühte sich
überrascht dreinzuschauen. “Sie suchen noch danach und es wird wohl 2-3
Tage dauern, bis sie ihn gefunden und hier her gebracht haben. Ich
habe dir für die Zwischenzeit ein paar Sachen zusammengestellt. Ist
Größe L ok?” Jerome nickte und nahm den Stapel entgegen.
Einen Monat nach Jerome kam Fabian an. Er durchlief die gleichen Stufen wie alle andern vor ihm. Auch er schlief im Auto ein,
auch er wurde geimpft und nebenbei gewogen, für
ihn gab es auch ein Set neuer Kleidung weil sein Koffer verloren
gegangen war aber auch er vermutet hinter all dem nichts Sonderbares.
Man hatte ihn in dem deutschsprachigen Flügel untergebracht, indem auch Jerome und noch ein weiter Student wohnten. Nur einen Tag vor Fabian war Timo angekommen, ein Österreicher.
Es war Samstag und daher stand Party auf dem Programm. Raphael holte
die Jungs ab und sie gingen runter zum Club-Raum des Hauptgebäudes.
Hier waren an die 100 Typen versammelt, tranken Bier, spielten
Dart oder Billiard und plauderten miteinander. Das College war
ausschließlich für Männer und Fabian konnte den Eindruck nicht
loswerden, das sehr viele von ihnen wie er schwul waren. Sein Badezimmergenossen Jerome zumindest schien in diese Richtung zu tendieren, denn
er fummelte viel mit einigen der anderen Jungs herum. Eigentlich hatte
Fabian bisher nur auf schlanke Typen gestanden und die meisten Jungs
hier waren doch eher kräftig gebaut. Jerome zum Beispiel trug eine
ordentliche Wampe vor sich her. Dabei schien er sich die Kilos recht
schnell angefressen zu haben, denn vorhin im Bad war er ihm nur mit
einem Handtuch um die Hüften begegnet und da konnte Fabian deutlich die
roten Dehnungsstreifen an Jeromes Bauch erkennen.
Dar Abend verlief sehr alkoholisch und als es schon weit nach Mitternacht war, raffte Raphael seine Hausjungs langsam zusammen und machte sich mit ihnen auf den Rückweg. Gut, dass die Mensa einen 24/7 Schalter hatte, an dem sie auch noch jetzt Pizza bekamen. Das schien hier ein regelmäßiges Ritual, denn die Damen dahinter hatten im Ofen einige Pizzen gleich servierbereit. Jerome nahm sich eine XXL Salami, Raphael
teilte sich seine Funghi mit einem der andern Jungs und Fabian und Timo
nahmen jeder eine kleine Hawaii. Schnell waren die Pizzen verschlungen
und bald lagen die Jungs in ihren Betten. Aus dem Augenwinkel hatte
Fabian noch gesehen, wie zusammen mit Jerome noch einer der andern
Jungs in dessem Zimmer verschwand. Also hatte er mit seiner Vermutung
recht gehabt!
Kommentare