Die Arbeit war das einzige, was vom Hunger ablenkte. Doch leider dauerte Hamits Schicht nur von 12 bis 20 Uhr, danach war es immer noch eine Stunde hell. Es war einfach Scheiße, wenn der Ramadan in den Sommer fiel. Auf Hamits Arbeit gab es neben ihm noch drei weitere Moslems. Einer, schon Mitte 50, war Indonesier, mit dem hatte er eigentlich kaum Kontakt, zumal der auch nicht gut deutsch sprach. Dann gab es noch einen Türken, der aber westlich erzogen war und sich nichts aus den Fastengeboten zu machen schien. Und dann war da Merdin, wie Hamit auch aus dem Libanon. Merdin war cool, er war ungefähr so alt wie Hamit, auch noch in der Ausbildung und hatte immer einen lockeren Spruch drauf.
Außerdem sah er hammermäßig aus, lange volle Wimpern, kastanienbraune Augen, leichter Fünftagebart und beim Lächeln süße Grübchen. Hamit musste sich echt beherrschen um ihn nicht zu begrapschen oder direkt einen Schritt weiter zu gehen. Und selbst der Ramadan konnte Merdins fröhlichem Gemüt nichts anhaben.
„Boah ich kann mich kaum noch konzentrieren vor Hunger.“ meinte Hamit so gegen 16 Uhr.
„Och ich find es geht noch, und ab 9 kann man dann ja richtig zulangen. Hast Du schon ’ne Ahnung, wo du hingehst?“
„ Ich hab eigentlich nix konkretes geplant, wird mir zuhause was kochen denke ich.“
„Wenn Du Bock hast,“ schlug Merdin vor, „können wir ja auch zusammen was Essen gehen. Ich find das hat man sich dann schon verdient.“
„Ok, klingt gut.“ Antwortete Hamit. ‚Klingt natürlich viel, viel besser!’ hatte er stattdessen gedacht, denn jede Minute mehr mit Merdin war einfach fantastisch. Um viertel nach 8 fuhren sie vom Parkplatz des Werksgeländes ab.
„Ich kenne da einen geilen Griechen.“ Schlug Merdin vor. „Der ist auch gar nicht so weit von hier.“
Der Grieche war in der Tat sehr geil, noch dazu scharf. Antonio hieß er, Mitte 30, stark behaart wie fast alle Griechen und von der Statur her ein echter Bär. Er schien die Portionen nach seinem eigenen Appetit zu bemessen denn die Teller waren reichlich beladen. Jetzt verstand Hamit, warum Merdin seinen Hunger heute Nachmittag noch aushalten konnte, mit so einem Essen in Planung muss man sich Kapazitäten freihalten.
„Mann, bin ich voll!“ stöhnte Hamit nach dem Essen. „Das totale Fresskoma.“
„Na dann schläfst Du jetzt bestimmt auch gut.“ Meinte Merdin grinsend. „Was machst Du denn morgen Früh bevor’s wieder Hell wird? Lust gemeinsam zu frühstücken?“
„Oh an noch mehr Essen kann ich im Moment gar nicht denken, aber hast schon Recht, ne gute Grundlage für über den Tag sollte sein.“
„Und du hast vermutlich nichts außer Cornflakes im Haus, hab ich Recht?“ Hamit grinste. Er war wie ein offenes Buch für Merdin. „Magste bei mir pennen? Ich hab den Kühlschrank voll mit Zeug was auch für länger als zwei Stunden den Hunger stillt.“
„Das wäre echt kein Problem, wenn ich bei Dir übernachte?“ Hamit fasste es kaum, dieser Traumkerl lud ihn in seine Wohnung ein. Zu schade dass er nicht auch…. aber man konnte ja schließlich nicht alles haben.
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