Als sie in Merdins Wohnung ankamen, war es bereits kurz vor Mitternacht. In 6 Stunden würde die Sonne wieder aufgehen und bis dahin müssten sie Schlaf finden und ja auch noch Frühstücken. Merdin kannte das Problem anscheinend.
„Sag mal du bist auch noch nicht müde, oder?“ Hamit schüttelte den Kopf.
„Ich mach mir ’nen Schlummertrunk um ein bisschen Schlaf zu finden, magste auch einen?“
„Klar, wenn’s hilft!“ antwortete Hamit. Er würde Merdin in allen Dingen folgen, bloß um ihm zu gefallen.
„K, dann mach ich uns mal ’nen Topf voll. Du hast hoffentlich keine Milchunverträglichkeit?“ Hamit schüttelte den Kopf und folgte Merdin in die Küche. „Das Zeug haut ziemlich rein aber wirkt echt innerhalb ’ner halben Stunde. Da schlummerst Du wie ein Baby. Meine Mama hat das uns als Kindern immer abends gegeben.“ Merdin nahm einen Kochtopf und stellte ihn auf den Herd. Dann kam ein halbes Glas Honig hinein, dazu ein wenig Zimt. Heiße Milch mit Honig, vermutete Hamit, aber griff nicht nach der Milchpackung sondern nahm 5 Päckchen Sahne aus dem Schrank.
„Wie gesagt, nix für Kalorienbewusste.“ Meinte er grinsend. Hamit zog die Augenbrauen hoch, denn er bezweifelte, dass er so eine mastige Sache herunterbekommen würde. Merdin fügte noch etwas Kardamom und Vanille hinzu und ließ das Ganze kurz aufkochen.
„Und nun,“ meinte er und griff zu einem kleinen Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit, „kommt die geheime Schlummerzutat: Cannabisöl.“ Er zwinkerte Hamit verschmitzt zu. Dann gab er etwa 20 Tropfen des Öls in die Sahne und rührte noch einmal um. Die Flüssigkeit ließ er nun noch ein bisschen abkühlen und kippte dann die ersten beiden Gläser voll.
„Du musst recht schnell trinken, dann bekommt man es leichter runter. Kannst dir dabei auch die Nase zuhalten, dann wirkst wie Saft.“ Er setzte das Glas an und kippte die 300 Milliliter mit zwei Zügen weg. Hamit folgte seinem Beispiel. Der erste Schluck ließ ihn kurz stocken, so fettig war das ganze. Merdin erkannte sein Problem und hielt ihm mit zwei Fingern die Nase zu. Hamit fand es unglaublich geil von Merdin berührt zu werden, und so kippte er das Glas schnell herunter. Innerlich schüttelte es ihn ein wenig, doch nach außen blieb er cool. Merdin hatte die Gläser schon wieder aufgefüllt und sie setzten zur zweiten Runde an. Als auch diese Gläser geleert waren blickte Merdin Hamit grinsend an. Dann streckte er die Hand aus und wischte ihm über die Lippe.
„Ein Milchbärtchen.“ Meinte Merdin schmunzelnd. Hamit spürte ein ganz komisches Gefühl im Bauch, nicht wegen der Sahne sondern weil er Merdin im Moment am liebsten sofort Besprungen und hier in der Küche mit ihm rumgemacht hätte. Aber er konnte sich noch beherrschen und grinste nur zurück.
„So, nun wirste gleich schlummern wie ein Baby.“ Hamit fühlte sich tatsächlich ziemlich geplättet. „Wenn du schon mal ins Bad willst würde ich dir grad Bettwäsche für die Couch rauslegen. Zahnbürsten findest Du im Spiegelschrank.“
Hamit nickte und verschwand im Bad. Obwohl die Wohnung noch 50 Quadratmeter hatte und das Bad winzig war, verfügte es über eine Badewanne. Sowieso war das Bad von Merdin so ganz anders als sein eigenes, viel verspielter aber gleichzeitig auch gemütlicher. Er hatte überall Dekokrams herumstehen und lauter Parfüms und Körperpflegeprodukte. Hamit öffnete den Spiegelschrank und suchte nach den Zahnbürsten. Sofort fielen ihm ein paar Kondome entgegen. Merdin hatte die Schrankfächer bis zum Maximum voll gepackt. Vorsichtig räumte Hamit die Sachen wieder ein, so dass halbwegs alles an seinem ursprünglichen Platz lag.
Während Hamit noch am Zähneputzen war, kam Merdin schon ins Bad. Er hatte sich bereits bettfertig gemacht, trug dem Wetter entsprechend nur eine Boxershort. Hamit hatte sich vor Schreck beinahe das Lippenbändchen mit der Zahnbürste eingerissen, so überwältigt war er von dem Anblick. Sonst hatte er Merdin noch nie mit freiem Oberkörper gesehen. Er sah sehr, sehr gut aus, muskulöse Oberarme, eine glatt enthaarte Brust die sanft nach unten in ein leichtes Bäuchlein überging.
„Oh ’Tschuldigung,“ rief Merdin. „Ich dachte du wärst schon fertig.“
„Hm hm.“ Konnte Hamit nur von sich geben und bückte sich schnell ins Becken um den Mund auszuspucken. „Kein Problem, war quasi sowieso fertig.“ Er nahm noch eine Hand voll Wasser und spülte den Zahnpastaschaum aus.
„Dein Bett ist gemacht.“ Sagte Merdin grinsend. „Und ich hab mal für halb 5 den Wecker gestellt, dann haben wir noch über eine Stunde zum Frühstücken.“
„Alles klar, dann mach ich mich mal ins Bett.“ Mittlerweile schien der Schlaftrunk seine volle Wirkung zu entfalten, denn Hamit hatte sich kaum zugedeckt, da war er auch schon in süßeste Träume versunken.
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