"102,6 - Die Hits die ich will!" Michael kam sich mittlerweile schon ziemlich blöd vor, dass er seit Tagen bei jedem Handyklingeln mit unterdrückter Nummer erst einmal diesen Satz los ließ. Meist stieß er beim Gegenüber jedoch auf Verständnis, denn die Radiojingles zum WM-Gewinnspiel kannte quasi jeder in der Stadt.
"Schönen guten Morgen, wen hab ich denn da am Apparat?" Michael zuckte zusammen. Das war die Stimme des Radiomoderators. Sollte er etwa...
"Schönen guten Morgen, wen hab ich denn da am Apparat?" Michael zuckte zusammen. Das war die Stimme des Radiomoderators. Sollte er etwa...
Vor vier Monaten hatte Michael sein Studium abgeschlossen und gammelte seit dem, auf der Suche nach einem Job, die meiste Zeit zuhause herum. Daher war es für ihn auch kein Problem, mitten im Jahr für 8 Wochen die Koffer zu packen und nach Südafrika zu verschwinden, zumal er für diese zwei Monate schon einmal keine weiteren Kosten außer der laufenden Miete haben würde.
Der Preis schloss neben dem Hotel und Eintritt zu 10 Spielen, darunter natürlich die Deutschen Vorrundenspiele und alles ab dem Halbfinale, auch Taschengeld von 200 $ täglich ein. Man sollte es sich schließlich richtig gut gehen lassen. Insgesamt 8 Gewinner wurden über 2 Wochen ausgelost und die standen nun, zwei Wochen vor Beginn der Spiele, am Gate in Frankfurt standen. Hinzu kamen noch zwei Redakteure des Senders, die in täglichen Reportagen aus Johannesburg berichten würden.
"So Jungs und Mädels," begann Marco, einer der beiden Redakteuere, nun eine kurze Ansprache. "ich würd sagen wir nurzen die Zeit bis zum Abflug mal noch für ein kleines Kennenlernspiel. So könnt ihr Euch dann auch gleich überlegen, wie ihr die Zimmer belegen wollt."
Super, dachte Michael, und er hatte schon gehofft bis zum Hotel um Zwangsbespaßung durch den Animateu herumzukommen. Die Truppe bestand aus 2 Frauen und 6 Männern, alle im Alter zwischen 21 und 40. Auf Anhieb war Michael keiner von ihnen supergrün, sie hatten zwar noch nicht viel Plaudern können bisher, aber seine Ersteinschätzung von andern Leuten war meist recht gut. Glücklicherweise hatte der Sender aber ein Doppelzimmer mehr bestellt als notwendig, da man ja auch nicht wusste ob eine gerade Anzahl Männer und Frauen gewinnen würde. So konnten zwei je ein Doppelzimmer alleine beziehen. Die Chance ließ sich Michael nicht entgehen und hielt sich auch im Flugzeug beim Anfreunden mit den andern recht bedeckt. So nahm er dann "notgedrungen" eines der Einzelzimmer und fiel nach insgesamt 11 Stunden Reise erschöpft auf sein Bett. Obwohl er sich die ganze Zeit über in der selben Zeitzone aufgehalten hatte, spürte er einen fiesen Jetlag.
Dass es in Südafrika auch im meteorologischen Herbst noch so warm sein würde, hatte Michael nicht gedacht. Er lag also einfach nur nackt auf dem Bett und döste. Anders als in seiner Wohnung in Deutschland im 4 Stock, hätte er hier besser die Vorhänge zugezogen. Doch so bot er Raumpfleger Samuel, der gerade im gegenüberliegenden Flügel des Hotels Aschenbecher auf dem Balkon leerte, einen sehr offenen Einblick.
Samuel tat so, als ließe er den Blick scheinbar ziellos über die andern Balkone schweifen. Aber in Wirklichkeit zählte er die Zimmer. Schnell beendete er seine Arbeiten in diesem Raum und machte sich dann auf den Weg nach drüben. Das tolle an seiner Position war, dass er mit seinem generalschlüssel jederzeit in die Zimmer der Gäste platzen konnte, immer unter dem Vorwand Handtücher zu welchseln oder Aschenbecher zu leeren oder die Minibar aufzufüllen. So hatte er schon manche pikante Situation erleben können...
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