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Soy Latte III

Hallo Kamil,

mein Freund und ich sind sehr glücklich miteinander, soviel zu deiner Frage, ob wir zusammen sind. Wenn's dir um 'nen netten Plausch geht können wir uns ja mal treffen, mehr aber läuft da wie gesagt nicht.

schöne Grüße
Kester


Gut, dachte Kamil, nun wusste er ja wenigstens, wo er dran war. Es war doch klar das so jemand wie Kester kein Single mehr war. Wieder einmal ein Stückchen mehr auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Aber immerhin, er hatte geantwortet und sogar positiv, was ein Treffen anging. Nur, wie würde das ablaufen?
Sie würden zusammen Kaffee trinken und Kuchen essen und sich über WAS unterhalten? Die besten Zunehmtipps? Auf was sie am meisten bei Dicken standen? Die bequemsten Stellungen für Dicke beim Sex? Oder einfach nur Fernsehserien, Autos, Klamotten? Kamil war generell noch recht unerfahren mit Jungs und dann auch noch diese Fetisch-Geschichte... Gut dass er die Message Abends gelesen hatte, so konnte er sich ohne schlechtes Gewissen bis zum nächsten Tag mit der Antwort Zeit lassen.
Kamil schlief gut und fest, eigentlich unüblich dafür, dass ihn etwas Kompliziertes vor dem Einschlafen beschäftigt hatte. Und so stand er ganz entspannt auf, legte ein Pad in die Senseo ein und schaltete den Fernseher an. Freitags hatte er keine Verantaltungen an der Uni und so konnte er immer einen richtig faulen Vormittag verbringen, bevor er dann einkaufen ging oder sonst was Produktives tat. Er hatte bereits die Wiederholung von "Two and a Half Men", "Galileo" und "Explosiv" geschaut, bevor ihm plötzlich wieder die Message von Kester einfiel.
Wie sollte er an die Sache herangehen. Ein Treffen ausschlagen oder es doch einmal wagen? Was hatte er zu riskieren, ausser dass zwei Typen die er nicht kannte sein Gesicht sehen würden. Na und? Das Ruhrgebiet war zwar geografisch klein aber dennoch total anonym was seine Einwohner anging und wenn man jemandem aus dem Weg gehen wollte ging das problemlos. Sie könnten sich ja auf neutralem Terrain irgendwo in der Mitte treffen und dann sehen, was ging. Ein Kaffee war zur Not schnell getrunken und man konnte bei Mißerfolg das Ganze schnell abhaken. Jedenfalls musste schnell etwas geschehen, sonst hielt er es nicht mehr aus. Also schrieb er:

Hallo ihr Beiden,

klar, Plauschen klingt super. Was macht ihr denn dieses WE? Lust sich morgen Nachmittag auf einen Kaffee zu treffen? Falls ihr Lust habt, ruft einfach an: 017.....

Schöne Grüße
Kamil

Das musste genügen, dachte Kamil sich. Schnell und direkt war ja auch bei der letzen Message zielführend gewesen. Nun würde er sehen, was zurückkam. Das gute war, dass er nun nicht die ganze Zeit vor dem Rechner hocken musste um auf eine Antwort zu warten, sondern ganz entspannt Einkaufen gehen konnte. Neue Klamotten konnte man ja immer gebrauchen und sollte es tatsächlich zu einem Treffen kommen, hätte er direkt was schickes Neues.

Am frühen Nachmittag klingelte dann sein Handy mit einer unbekannten Nummer.
"Hallo Kamil, hier ist Kester." hörte Kamil die angenehm tiefe, leicht rauchige Stimme sagen. Sein Puls beschleunigte sich schlagartig aber zum Glück konnte er seine Simme ruhig halten.
"Oh hallo, wie geht's?" Floskeln über Floskeln würden folgen, aber was sonst sollte man bei einem telefonischen "Blinddate" auch sagen.
"Gut, danke." antwortet Kester. "Also ich hab mal mit meinem Freund über ein Treffen mit dir gesprochen und wir sind übereingekommen, dass wir dem nicht abgeneigt wären." Oh wie geschwollen er spricht, dachte Kamil amüsiert. Aber der Stimme nach wird er nicht viel älter sein als er selbst, auch was die Videos anging machte er noch einen jungen Eindruck.
"Supi," sagte Kamil mit einem halben Lachen. Das cool, lockere kam vermutlich etwas zu übertrieben rum aber die Aufregung, die ihn gerade durchfuhr, ließ nichts Anderes zu. "wann und wie sollen wir's angehen?"
"Na du meintest doch morgen Nachmittag oder so, richtig?" Das ging schnell, dachte Kester.
"Ja, morgen wär super" er musste sich nun aber echt zügeln, nicht zu positiv zu reden, sonst ging er auch gleich wieder mit der Stimme hoch und was machte denn das für einen Eindruck.
"Gut." antwortete Kester. "Dann lass uns sagen um 15 Uhr vor Starbucks."
" 'K, dann bis morgen um drei."
"Alles klar, Tschüß"
"Tschüß." Das Gespräch war beendet. Kamils Herz schlug immer noch zu schnell. Das war ein Gespräch von vielleicht einer Minute gewesen und es hatte solch einen gewaltigen Stein ins Rollen gebracht. Er würde Leute aus der geheimen Webcommunity treffen. In echt. In weniger als 24 Stunden. Ihm wurde etwas mulmig zumute.




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