Direkt zum Hauptbereich

Dekadenz 9

-->
Auguste stand vor einem schier unlösbaren Problem. Er hatte zwar seit einigen Tagen den unglaublichen Besitz eines Louis D’Or in seiner Tasche, jedoch gab es keine Möglichkeit, dass er ihn ausgeben konnte. Kein Geschäft würde ihm darauf hinausgeben können. Zum Wechseln konnte er ihn auch nicht bringen, denn niemand hätte ihm geglaubt, dass das Geld rechtmäßig erworben sei und man hätte ihn in Haft genommen. Sich bessere Kleidung zu kaufen und so der Rechtmäßigkeit seines Besitzes ein Statut zu zollen, war er wiederum nicht in der Lage. Er würde erst weitere Kunden aufsuchen müssen um sich genug für ein paar neue Hosen zu verdienen. Die anfängliche Begeisterung ob des schnell erworbenen Geldes war Enttäuschung gewichen.

Unweit seines Quartiers wusste Auguste einen kleinen Schusterladen. Der Besitzer war alt und schwerhörig und sah nur noch sehr schlecht. Die Gelegenheit für einen kleinen Überbrückungskredit, dachte er sich. Er positionierte sich in der Nähe der Tür und wartete. Nach einiger Zeit betrat eine Frau den Laden. Ein paar Minuten später kam wie mit einem Paar Schuhen in der Hand wieder hinaus. Diese Gelegenheit nutze Auguste indem er schnell zur Tür sprang, sie der Dame mit einer Verbeugung aufhielt und geräuschlos in den dunklen Laden schlüpfte. Er stoppte hinter der Tür und lauschte. Der alte Schuster war im Hinterzimmer und hämmerte. Vorsichtig schlich Auguste hinter den Tresen. Darunter befand sich eine Schachtel mit Geld. Er nahm die Schachtel und kippte den Inhalt vorsichtig in seine Hosentasche. Der Schuster hämmerte unbeirrt weiter und so schlich sich Auguste wieder zur Tür. In diesem Moment jedoch betrat wieder ein Kunde den Laden und diesmal läutete die Glocke, die über der Tür angebracht war. Auguste erstarrte. Dann sprang er nach vorne an dem Kunden vorbei und stürmte aus dem Laden.
Er war jedoch erst ein paar Meter weit gekommen, als er auf einem Pferdeapfel ausrutschte und der Länge nach hinfiel. Schnell wollte er aufspringen und weiterlaufen, doch um ihn herum hatte sich schon eine Menge aus Leuten gebildet und Kinder bückten sich, um die umherfliegenden Münzen aus Augustes Tasche einzusammeln. Der Schuster und der Kunde waren auch schon zu Stelle.
„Dieb!“ rief der Schuster und zeigte auf Auguste. „Haltet den Dieb!“ Zwei Männer packten Auguste bei den Armen und hielten ihn fest. Ein paar Augenblicke darauf trat ein Soldat aus der Menge hervor und schritt auf den Gefangenen zu.
„Bringen wir ihn zum Richter, damit er seine gerechte Strafe erhält.“ Augustes rechte Hand zitterte. Er würde vielleicht noch einen Tag eingesperrt werden, bevor ihm dann auf dem Marktplatz vor den Augen aller Interessierten die Hand abgehackt würde.
Am nächsten Tag um die Mittagszeit führte man Auguste zum Richtplatz. Der Henker hatte einen Holzklotz aufgestellt und der Metzger kam auf die Tribühne, um ihm sein größtes Messer zu reichen. Das Abhacken einer Hand war in dieser Zeit kein einfacher Schlag mit einem Beil, viel mehr war es ein grausamer, blutiger Akt der sich mehrere Minuten hinzog. Dem Dieb wurde das Fleisch um den Arm durchtrennt und dann mit einem Meißel der Knochen zerbrochen. Dies gelang seltenst beim ersten Versuch.
Auguste hörte nicht mehr, wie der Richter neben ihm stehend die Strafe vorlas und das Urteil verkündete. Sein Blick war leer über die Menge hin gerichtet und seine Sinne taub. Den ersten Schnitt der Klinge spürte er noch, dann hörte der Schmerz auf. Er spürte nicht einmal mehr die Klinge. Es war, als würde der Schnitt nicht weitergeführt. Auf einmal war sein Blick wieder klar und seine Sinne voll da. Die Klinge ruhte. Sie hatte kaum die oberen Hautschichten durchtrennt und stand nun still.
„Kommt herauf und wiederholt euer Gesuch.“ Rief der Richter in die Menge einem Mann zu. Der Henker hatte mittlerweile das Messer wieder gehoben und Augustes Arm lag unbewegt auf dem Holzklotz. Er starrte gebannt zu dem Mann, der sich den Weg durch die Menge bahnte und vergaß vollkommen seinen blutenden Arm. Er kannte sein Gesicht. Die Holzstufen zum Richtpodest ächzten unter seinem Gewicht, als er hinaufstieg und schwer schnaufend kam er schließlich neben Auguste zum Stehen. Es war Marc-Babtisté
„Ich möchte diesen Mann als meinen Leibeigenen erwerben.“ Wiederholte Marc-Babtisté seinen Zwischenruf von eben.
„Und habt ihr das nötige Geld bei Euch?“ fragte der Richter. Marc-Babtisté zog seinen Geldbeutel und reichte dem Richter einige Goldstücke. Der Richter zählte kurz nach und nickte dann. „So lasst uns denn zum Schmied gehen.“ Rief er aus.
Unter dem neuen König gab es ein besonderes Gesetz, was die Strafvollstreckung anbelangte. Wurde ein Verurteilter vom König oder einem Angehörigen des Adel als Diener angefordert, so konnte dieser gegen eine entsprechende Zahlung an die Gerichtskasse von seiner Strafe freigekauft und in die Leibeigenschaft des Thrones überführt werden. Als Zeichen des neuen Besitztum wurde dem Verurteilten daraufhin das Wappen des Königs eingebrannt, üblicherweise auf Arm oder Brust. Als die Truppe nun den Schmied erreicht hatte, nahm der Henker das Wappen, welches er als Anhänger stets um den Hals zu tragen hatte, ab und reichte es dem Schmied. Dieser legte das Eisen ins Feuer und nach einigen Minuten glühte es leuchtend rot.
„Nun sagt,“ fragte der Richter Marc-Babtisté, „wo er gebrandmarkt werden soll.“
„Setzt ihm das Wappen dorthin.“ Sagte Marc-Babtisté und berührte Auguste mit einem Finger knapp oberhalb des Bauchnabels. Der Richter blickte Marc-Babstiste überrascht an, nickte dann jedoch dem Schmied zu und dieser kam mit dem Eisen an. Es stank nach verbranntem Fleisch und ein Schrei entwich Augustes Kehle. Er versuchte sich zu krümmen doch zwei Männer hinter ihm drückten ihn gerade, so dass das Wappen sich gut einbrennen konnte. Dann ließen sie ihn los und Auguste wollte zum Wassereimer springen. Doch der Schmied stellte sich ihm in den Weg. Das Gesetz verlangte es, dass die Bandmarkung unter Schmerzen geschehen und ohne Kühlung ausheilen sollte. Der Richter und die Umstehenden warteten noch einen Moment um zu sicherzustellen, dass der Verurteilte sich auch wirklich keine Linderung verschaffen konnte, dann verließen sie den Ort. Marc-Babtisté blickte auf den Mittlerweile gekrümmt kauernden Auguste und wies ihm mit einer Handbewegung, in Richtung seiner Kutsche zu gehen. Gesenkten Hauptes folgte dieser seinem neuen Herren.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Ich kann mir schon fast denken was jetzt geschieht.
Das wird ein Spaß. haha.
weiter so. lg Marco

Beliebte Posts aus diesem Blog

Gastbeitrag: Der Zuchtbulle - 5

von bulldogge68 Robert wohnte in einer riesigen Villa. Ich klingelte, und nach einer kurzen Weile öffnete Robert die Tür. Er sagte kurz „Hallo“ und „komm rein“. Dann schloss er die Tür hinter mir, packte mich plötzlich am Kragen meiner Trainingsjacke und warf mich gegen die Tür. Ich war überrascht, denn er brachte mich zum schwanken. Dann riss er mir die Trainingsjacke vom Körper und begann meinen Bauch abzugreifen, zu kneten, draufzuhauen, massieren, kurz: alles zu tun, was man mit Händen an einem fetten Bauch so machen kann. Dabei murmelte er die ganze Zeit etwas von „Geil…endlich gehörst Du mir…endlich hab ich einen Mastbauch, mit dem ich machen kann, was ich will!“. Er redete nicht mit mir, sondern nur noch mit meiner Wampe! Etwas seltsam fand ich das schon.

Gastbeitrag: Schule Bildet Teil 37 - Perfektion

 von spectator Stefan umklammerte den Einbrecher und hielt ihn unter seinem gewichtien Körper gefangen. Der wehrte sich und stöhnte unter Stefans Gewicht: "Lass mich los!"   Als Murat ankam, trat er dem Einbrecher erstmal kraftvoll in die Rippen. Dieser verstummte, krümmte sich und jaulte leise.   "Digga, halt ihn!" rief Murat und tastete nach seiner Hosentasche.

Gastbeitrag: Schule bildet Teil 36 - Stefans Einsatz

 von spectator Am nächsten Morgen war Stefan noch immer satt und hatte keinerlei Hunger, als er aufstand. Das war schon sehr lange nicht mehr vorgekommen. Trotzdem setzte er sich zu seinen Eltern in die Küche und aß das viel zu kleine Frühstück. Kaum hatte er aufgegessen, kam auch der Hunger wieder. Dafür hatte das winzige Frühstück immerhin gereicht.