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Dekadenz 2

Der Karren war bis obenhin beladen mit allerlei Riemen, Gebinde und Lederwerk. Auf den holprigen Feldwegen warf Anton daher alle Augenblicke eine Blick hinter sich um zu sehen, ob noch alles beisammen war. Durch das Geschepper was der Wagen machte hätte er ein einzelnes Teil schwerlich fallen gehört, aber schnell war etwas kostbares abhanden gekommen. Die Reisen nach Frankreich waren immer außerordentlich beschwerlich, zumal alle paar Meilen eine Grenze zu passieren war und je nach Laune des Zöllners mehr oder minder hohe Zahlungen anfielen. Anfangs hatte Anton sich gefragt, ob es überhaupt lohne mit seinen Waren bis an den Hof von Versailles zu fahren, wo doch das Beste aus ganz Frankreich dort versammelt war. Doch schon seine erste Verkaufstour belehrte ihn eines Besseren. Die Herrschaften waren geradezu versessen nach Extravagantem und zahlten dementsprechend hohe Preise. Was er an Warenwert von vielleicht 1000 Taler hinüberbrachte konnte er für 5000 verkaufen. Da waren auch die hohen Reisekosten und der Wegezoll nur kleine Einbußen.
Schon zum vierten Mal reiste er nun nach Versailles und jedesmal probierte er eine leicht abweichende Route aus. 7 bis 8 Übernachtungen kalkulierte er, am liebsten natürlich in Städten, schon allein wegen der Sicherheit aber auch der Unterhaltung, die sich dort bot. Ab und an tat es aber auch ein Landgasthaus oder eine Mission. Am Abend des 5. Reisetages befand er sich inmitten des Pfälzerwaldes, oder bereits im Elsaß, das wusste man hier nie. Schon seit zwei Stunden war ihm kein Hinweis auf eine Siedlung mehr untergekommen und er begann sich Gedanken zu machen, wie er die Nacht heil verbringen könne. Da sah er schließlich hinter einer Kuppe einen Grenzstein. Grenzsteine waren gute Zeichen denn sie markierten Felder. Und wo Felder waren gab es Bauernhöfe oder zumindest ein Kloster. Schon eine Viertelstunde später sah er die Mauern des Klosters und kurz nach Einbruch der Dunkelheit hatte er die Pforte erreicht. Er musste nur ein paarmal klopfen, bis ihn durch das kleine Fenster der Tür ein Mönchsgesicht ansah. Es handelte sich um einen Zisterzienserorden.
"Pater," begann Anton sein Gesuch. "seit den Morgenstunden bin ich mit meinem Karren unterwegs in diesen Landen und nun da der Tag sich dem Ende neigt, will auch ich mir Schutz für meine Habe, mein Tier und nicht zuletzt meine Seele suchen. Ist's möglich ein Nachtlager und vielleicht ein Stück Brot sowie einen Krug Bier in Eurer Klause zu erhalten?"
Der Mönch schloss das Fensterchen wieder und entfernte sich. Ein paar Minuten später hörte Anton wieder Schritte, diesmal waren es mehrere Personen. Die Tür öffnete sich dahinter erwarteten ihn drei Mönche. Einer trat hervor und sprach:
"Mein Sohn, ich bin Bonifazius, Abt des Ordens der Zisterzienser hier zu St. Claudius. Wir werden Deine Bitte nach Unterkunft erfüllen. Du erhältst ein Bett in unseren Gästezimmern und kannst dein Pferd bei unseren eigenen Tieren in den Stallungen unterstellen. Wir verlangen von Dirk kein Geld, jedoch sei es dir freigestellt, so Dir der Aufenthalt bei uns als angenehm in Erinnerung bleibt, unserer Bruderschaft mit einer Spende zu Danken."
Etwas mürrisch bedankte Anton sich für den Empfang und folgte dem Mönch, der ihn zu den Stallungen führte. Obwohl er Jude war tarnte er sich auf Reisen immer als Christ, als Altgläubiger natürlich, nicht dass man ihn noch mit einem dieser Spalter Luthers oder gar Calvins hielt. Es ärgerte ihn dennoch jedesmal wenn er in einer christlichen Unterkunft Einkehr halten musste, dass auch hier alles auf Gewinn und Ertrag ausgerichtet war. Während Sonntags von der Kanzel gegen die Raffgier des Volke Israel gehetzt wurde, zog man unter der Woche mit bestem Grinsen seinen nächsten das Geld aus der Tasche. Alles ohne Zwang natürlich, aber das auch nur weil sowieso jeder zahlte. Da war ihm doch das freie Stadtleben ein lieberes, wo jeder sein durfte wie und was er wollte und wo er auch oft eine Gruppe Seinergleichen vorfand.
Sei's drum, die Unterkunft war warm und trocken, das Essen sättigend und die Nacht ruhig. Bis Anton von einem Geräusch aufgeschreckt wurde. Es war ein leises Stöhnen, gefolgt von klatschen, wie wenn jemand mit einem Prügel gedroschen wurde und mehreren Stimmen. Geisselungen in Klostern waren nicht unüblich, jedoch geschah dies in der Regel allein und nicht zwingend in der Nacht. Anton war um seinen Schlaf gebracht und so machte er sich auf den Weg, das Geräusch zu erkunden. Er würde, sollte er einen Bruder antreffen, ein menschliches Bedürfnis vortäuschen und nach dem Weg zur Latrine fragen. Draußen auf dem Gang horchte er erneut. Das Geräusch kam aus der Nähe, vielleicht zwei, drei Zimmer weiter. Anton schritt leise weiter bis er unter einer Tür einen Lichtschimmer sah. Er blickte sich um, ob außer ihm auch sicher niemand auf dem Gang war. Dann beugte er sich vor das Schlüsselloch und warf einen Blick in das Innere. Was er sah war ebenso abstrus wie faszinierend. Über mehrere Minuten verfolgte er das Schauspiel, welches er so noch nie in seinem Leben erblickt hatte. Er war zu gebannt um den Abt zu hören, der hinter ihm langsam näher kam. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihn.

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