Auch Paul ging auf seine Stube. Nach der allgemeinen Vorstellrunde wusste er schon einmal, mit wem er es hier zu tun hatte. Michael Koch war 19 Jahre alt und hatte vor der Bundeswehr eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker gemacht. Dann gab es da Christoph Linke, 20 Und ebenfalls Abiturient, Andreas Jung, einen 18 jährigen Bäcker, Leo Leisner der mit seinen 21 Jahren schon mehrmals sitzen geblieben war und nun nach einer geschmissenen Ausbildung zum Elektriker seinen Wehrdienst ableistete. Der sechste Mann in der Runde war Florian Kanter, 19 Jahre alt und von Beruf Schreiner.
„Also ich hoffe ja bloß, dass wir mit diesem Schmitt nicht allzu viel zu tun haben werden,“ meinte Leo, „der ist ja so ein Arschloch!“
„Das wird sich aber wohl kaum vermeiden lassen,“ meinte Michael, „Immerhin darf der als unser Ausbilder quasi mit uns machen was er will.“
„Was im Grunde eine Frechheit ist!“ erwiderte Paul. „Und ich wünschte ja der würde sich so ’nen richtig tätlichen Ausrutscher bei mir erlauben, den würde ich vor Gericht schleppen.“
„Und danach könntest Du bloß für eine Versetzung in eine andere Kaserne beten, was meinst Du denn wie der Dich danach erst fertig machen würde!“ meinte Andreas.
„Dann würde ich die Presse einschalten. Die „Bild“ hat bestimmt Verwendung für die Fotos von einem Soldaten der von seinem Ausbilder zusammengeschlagen wurde.“
„Nur wie willst Du den Bild-Zeitung davon mitteilen wenn Schmitt Dich hier nicht rauslässt?“ sagte Michael „Du hast doch gesehen was der eben mit dem Zuspätkommer gemacht hat.“
„Also das eben hätte ich mir auch nicht gefallen lassen,“ entgegnete Paul, „da hätte ich genau so reagiert. Und dann sollen die mal wirklich versuchen mich hier festzuhalten oder gar zu inhaftieren. Dann bin ich aber an meinem ersten freien Tag schon in Den Haag!“
„Hä?“ fragte Florian.
„In Den Haag ist der Sitz des internationalen Gerichtshofs für Kriegsverbrecher.“ Erklärte Christoph. „Da ist zum Beispiel Milosevic seit ein paar Jahren inhaftiert.“
„Aber am besten wird es wohl sein wir versuchen es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.“ Meinte Leo. „Und darum sollten wir uns am besten jetzt schon nach unten begeben um nicht schon wieder einen Anschiss zu kassieren.“ Sie machten sich auf den Weg zum Exerzierplatz. Natürlich bekam die ganze Truppe trotzdem einen Anschiss, und zwar weil sie es nicht auf Anhieb schaffte, die von Schmitt gewünschte Formation einzunehmen.
„Ihr nassen Sandsäcke!“ brüllte Schmitt sie an. „Wir üben das jetzt so lange bis ihr es richtig macht, und wenn ich dadurch die Tagesschau verpassen sollte dann gnade Euch Gott!“ Soweit kam es dann aber zum Glück doch nicht. Nach einer Stunde üben standen endlich alle zur Zufriedenheit Schmitts Und nachdem er sie dann noch einmal am Außenzaun des Stützpunktes entlanggejagt hatte ließ er ihnen ihre Ruhe. Erschöpft schleiften sie sich unter die Duschen. Danach schnell neue Sachen angezogen und ab in den Speisesaal. Das hatten alle ersehnt, denn sie hatten keine Mittagspause gehabt und somit lag die letzte Mahlzeit bei allen fast zwölf Stunden zurück. Als sie alle ihre Portion undefinierbaren Bundeswehrfraßes der aus irgendetwas fleischartigem mit einer graugelber Beilage die anscheinend mal Kartoffelpüree gewesen war und dann noch einem Schüsselchen süßlichem Nachtischsbrei vor sich stehen hatten brüllte Schmitt:
„So, auf mein Kommando legt ihr los. Und wehe einer fängt früher an. Ihr habt genau fünf Minuten zum Essen, keine Sekunde länger! Und Loooosss!“ Quasi synchron bewegten alle ihre Gabeln nach unten und stachen in den Brei. Das Essen war wirklich unter aller Sau, aber der Hunger treib es rein. Und dann noch die Tatsache das Ausbilder Schmitt ihnen im Nacken saß und wer weiß was mit ihnen anstellen würde, wenn sie binnen fünf Minuten nicht fertig wären. So schlangen die meisten einfach nur so schnell und so viel wie möglich runter ohne großartig Gedanken ans Kauen zu verschwenden. Ein paar waren dann aber doch so waghalsig einen Teil des Kartoffelbreies oder des pappigen Desserts übrig zu lassen.
„Was?“ brüllte Schmitt als die fünf Minuten rum waren, „Schmeckt’s Euch etwa nicht? Schon vergessen, ihr seid hier nicht bei Mami die euch jeden Tag euer Lieblingsessen kocht. Beim Bund gelten ganz andere regeln. Und wenn ihr erst mal im Einsatz kämpft geht’s noch ganz anders zu, da würdet ihr euer letztes Hemd für eine solche Mahlzeit hergeben. Und jetzt los, weiteressen bis kein Krümelchen mehr übrig ist! Und jede Minute die ihr dafür braucht bedeutet eine Stunde weniger Schlaf heute Nacht! Für die ganze Truppe!“ Das war natürlich ein Ansporn, denn keiner wollte dafür verantwortlich sein, dass die anderen wegen ihm morgen früher aufstehen müssten. So schlangen die paar verbliebenen ihr Essen hinunter als wäre der Leibhaftige Teufel hinter ihnen her. Nach eineinhalb Minuten war der letzte fertig.
„Na also,“ meint Schmitt, „man muss es euch nur erst richtig beibringen. Dann also morgen schon um fünf Uhr wecken statt um sechs.“ Das war dann aber zum Glück auch die letzt Aktion diesen Tages gewesen. Die Jungs gingen auf ihre Stuben und hatten den Rest des
Abend zur freien Verfügung. Nur um 21.00 würde Schmitt noch einmal die Stuben und Spinte kontrollieren. Aber nachdem sie sich heute eine ausführliche Belehrung hatten anhören müssen wie alles genau sortiert und gepackt sein musste würden wohl die wenigsten dabei Fehler machen.
„Oh Mann,“ stöhnte Florian auf seinem Bett liegend, „dieser Fraß eben liegt ganz schön schwer im Magen. Ich hab’ ein Gefühl als hätte ich Steine gesessen.“
„Besser ein bisschen Bauchschmerzen als den ganzen Hass der Truppe auf sich gezogen.“ Meinte Leo. Er hatte das Essen anscheinend sehr gut vertragen und war auch schon als einer der ersten fertig gewesen. In solchen Dingen scheine er auch schon ein wenig Erfahrung zu haben, denn er besaß einen wenn auch kleinen aber dennoch sichtbaren Bauchansatz. Florian hingegen war eher ein halbe Portion dagegen. Christoph war auch schlank, wenngleich nicht so wir Florian. Dafür war er aber auch ein bisschen kleiner, und so hatten Beide doch in etwa das gleiche Gewicht. Andreas war wohl berufesbedingt etwas stärker gebaut, schließlich saß er als Bäcker ja an der Quelle. Michael hatte in etwa die Statur wie Paul, beide etwas dicker als Christoph aber noch ein Stückchen unterhalb Andreas. Nur schien Michael mehr Muskelmasse als Paul zu haben, was ohne Zweifel von der Arbeit mit Autos und den zum teil recht anstrengenden Reparaturarbeiten herrührte.
„Stimmt,“ meinte Christoph, „denn ich denke das wir jede Stunde Schlaf gebrauch können, wer weiß was der Schmitt morgen noch mit uns vorhat.“ Der Abend verlief mit allgemeinen Gesprächen in denen jeder so ein Bisschen was von sich erzählte. Die Kontrolle um 21.00 Uhr verlief zum Glück auch glimpflich und um 22.00 Uhr wurde dann das Licht ausgemacht. Florian hatte inzwischen auch keine Bauchschmerzen mehr und nach einer halben Stunde weiteren Erzählens waren auch die letzten eingeschlafen.
Pünktlich um fünf Uhr am nächsten Morgen brüllte Schmitt jede einzelne Stube aus dem Schlaf. Zum Teil noch halb benommen vor Müdigkeit schleppten die Jungs sich unter die Duschen und zum Rasieren, wozu ihnen Schmitt aber wiederum nur fünf Minuten Zeit gelassen hatte. Danach hatten sie noch genau fünf Minuten bis sie auf dem Trainingsplatz stehen mussten. Schmitt schritt die Reihen seiner Truppe ab. Hier und da ließ er einen bissigen Kommentar über die seiner Meinung nach beschissenen Frisuren los und verordnete denjenigen Friseurtermine.
Dann allerdings kam er zu Fischer. Er blieb vor ihm stehen und musterte ihn von oben nach unten. Er schien etwas zu suchen weswegen er ihn anscheißen konnte, doch Fischer war nach der gestrigen Aktion auf Nummer sicher gegangen, hatte sich die Haare aufs penibelste schneiden lassen, extra gründlich rasiert, die Fingernägel kurz gefeilt und beim Anziehen auf die größte Sorgfalt geachtet. Je länger Schmitt ihn jedoch mustert desto mehr stieg ein Grinsen in ihm darüber auf, dass Schmitt ihm nichts machen konnte. Das Grinsen stieg immer mehr auf und schließlich konnte er es nicht mehr unterdrücken.
„Ach, Privat Dummschwärzer!“ brüllte Schmitt ihn an. „Ich vergaß ja ganz dass Sie immer so gut aufgelegt sind! Wissen sie, was dagegen hilft? 20!“
Ohne einen Mucks warf sich Fischer auf den Boden und leistet die 20 Liegestützen in absoluter Perfektion ab. Dann ging Schmitt wortlos weiter. Als er die Runde absolviert hatte stellte er sich wieder vor die Truppe und brüllte:
„So, ihr scheint mir alle noch nicht so richtig wach zu sein. Also werden wir mal ein bisschen was dagegen tun. Auf und im Gleichschritt marsch zum Trainingsparcours hinter dem Hauptgebäude!“ Die Jungs liefen los in Richtung des Parcours. Das war ein recht fieser Befehl von Schmitt gewesen, denn während sie um die Gebäude herumlaufen mussten ging Schmitt den kurzen Verbindungsweg zwischen den Gebäuden hindurch. So hatten sie keine Verschnaufpause, denn als sie ankamen wartete Schmitt schon.
„Wart ihr zwischendurch noch im Puff vorbei oder warum hat das so lange gedauert?“ meinte er. „Und jetzt los, immer drei nebeneinander!“ Der Parcours bestand aus einer Kletterwand die zu überwinden war, danach eine Reihe Ringe an denen man sich entlang hangeln musste, als nächste Gab es ein Kletternetz, dann Autoreifen durch die man hindurch musste und schließlich Seile. Wenn man da hochgeklettert war konnte man zum Glück an der anderen Seite ein Treppe heruntersteigen. Den ganzen Parcours musste jeder zweimal durchlaufen. Schmitt sparte nicht mit Bemerkungen über den Kletterstil oder die Art und Weise wie sich manche durch die Reifen „schlängelten“.
„Kompanie!“ brüllte Schmitt als schließlich alle fertig waren. „Ab in den Speisesaal zum Frühstück!“ Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die Truppe. Seit einer Stunde waren sie sich jetzt hier am abplacken und das ganze auf nüchternen Magen. Das Frühstück bestand aus drei Scheiben Bundeswehr-Brot, Wurst, Käse und Butter, ebenfalls in Bundeswehr-Qualität, dazu gab’s wahlweise Kaffe oder Kakao. Bevor angefangen wurde meldete Schmitt sich natürlich wieder zu Wort.
„So, die Spielregeln sind die gleichen wie gestern Abend, aber wegen dem Kaffe gebe ich Euch zwei extra Minuten! Und Loosss!“ Sieben Minuten bedeute das also. Die Jungs warfen sich kurze besorge Blicke zu, dann ging’s aber schon los. Butter auf alle drei Brote geschmiert, Wurst und Käse draufgeklatscht. Und ab damit. Einige gingen direkt auf Nummer sicher und klappten jeweils zwei Brote aufeinander, wodurch sie seltener Abbeißen mussten, was wiederum wertvolle Sekunden sparte. Jeder blicke sorgenvoll danach wie weit seien Nebenmänner schon waren um bloß nicht hinterher zu hängen. Das Getränk hoben sich die Meisten für den Schluss auf, denn wenn es knapp werden würde konnte das ja einfach so runtergekippt werden. Gegen Ende der Zeit wurden immer mehr sorgenvolle Blicke auf die Digitalanzeige der Uhr an der Wand geworfen. Die ersten die fertig waren lehnten sich erschöpft aber beruhigt zurück und blickten stolz über die Runde der noch am essenden. In den letzten 30 Sekunden ging dann plötzlich ein Ruck durch die Truppe und alle die noch etwas auf dem Teller hatten nahmen es und stopfen es sich mit Gewalt in den Mund. Das gab ein Bild ähnlich dem was man von den Hotdog-Wettessen in den USA kannte. Aber die Taktik ging auf und diesmal gab es keinen Schlafabzug von Schmitt. Der schickte die Truppe aber sofort danach in ihren Klassenraum wo zwei Stunden „Geschichte der Bundeswehr“ auf sie warteten. Das gute daran war, dass dieser Unterricht nicht von Schmitt gehalten wurde und sie noch dazu nicht direkt mit vollem Magen zum Training mussten. Es stellte sich aber heraus das es kaum etwas langweiligeres geben musste als „Geschichte der Bundeswehr“, denn die erste Stunde beschäftige sich ausschließlich mit den Ursprüngen weit von der Zeit des alten Fritz.
Aber dennoch genossen alle den Moment der Sicherheit vor Schmitt. Zum ersten mal befand sich jetzt auch wieder Markus Becker, der am ersten Tag zu spät gekommen war und dafür den Riesenanschiss von Schmitt bekommen hatte, unter ihnen. Er wirkte nicht mehr so impulsiv wie am ersten Tag. Anscheinend hatte er gegen die vier Wochenenden Ausgangssperre nichts anrichten können.
Im Anschluss an den Unterricht folgten wieder drei Stunden unter dem unbarmherzigen Schmitt. Wieder gab es mehrmals „20“, etliche sinnlose Beschäftigungen wie zum Beispiel Einen Stapel Steine vom einen Ende des Kasernenhofs zum anderen transportieren und dann das ganze wieder zurück, oder was Schmitt sich halt sonst noch so einfallen ließ. Um 12 Uhr hieß es dann aber endlich wieder „Essen fassen“. Wieder saßen alle mit ihrem Essen, diesmal Nudeln mit Hackfleischsoße und als Dessert Schokopudding, bereit um auf Schmitt’s Kommando das ganze in fünf Minuten runterzuschlingen.
Nach dem Mittagessen „musste“ Schmitt, und er betonte wie leid es ihm Tat dass diese Vorschrift immer noch existierte, ihnen zwei Stunden Freizeit genehmigen. Die meisten Jungs gingen zurück auf ihre Stuben um zu schlafen, denn schließlich waren sie schon seit fünf Uhr
ohne Unterbrechung auf. Auch Paul, Leo, Christoph und Andreas taten das. Sie legten sich nicht direkt schlafen sondern spielten Karten, aber immerhin eine Art der Beschäftigung die weder Körper noch Geist besonders anstrengte. Nach einer halben Stunde kamen plötzlich Michael und Florian ganz aufgeregt ins Zimmer. Zwischen sich trugen sie einen Kasten Bier. Sie schienen sich sehr beeilt zu heben denn sie Keuchten vor Erschöpfung.
„Hey Leute,“ hechelte Michael, „stellt Euch vor, die haben hier ein riesiges Bierlager!“
„Und das tollste ist,“ fügte Florian, der langsam wieder Luft bekam hinzu, „dass das Zeig spottbillig ist. Sechs Euro haben wir für den Kasten bloß bezahlen müssen.“
„Vorraussetzung war allerdings das wir dem Typ an der Ausgabe versprochen haben ihn innerhalb einer Stunde zurückzubringen.“
„Geil!“ rief Christoph.
„Aber warum müssst ihr ihn schon in einer Stunde zurückbringen?“ fragte Leo.
„Weil der Typ tagsüber eigentlich gar keinen Alkohol verkaufen darf.“ Sagte Florian. „Erst ab 18.00 Uhr ist der Verkauf von Bier erlaubt, aber weil er jetzt für eine Stunde die Alleinaufsicht hat macht er das so unter der Hand. Ein Teil von dem was er da verkauf streicht er sich auch garantiert selbst in die Tasche ein.“
„Ausserdem ist es wohl sicherer das Teil hier nicht so lange aufzubewahren,“ meinte Michael, „wer weiß ob Schmitt sich nicht zu einer Spontankontrolle entschließt.“
„Na, dann also ran Mädels“ meinte Andreas und schnappte sich die erst Flasche. „18 Stück, macht also drei 0,33er Falschen pro, Nase, das dürfte doch schnell erledigt sein.“ Die anderen holten sich auch je eine Flasche, Christoph reichte einen Flaschenöffner rum und schon konnte angestoßen werden. Binnen weniger als einer Viertelstunde war die Kiste leer.
„Das war doch mal was feines!“ meinte Leo und klopfte sich auf die Brust um einen gewaltigen Rülpser loszulassen. Florian und Michael nahmen schnell die Kiste und brachten sie zurück. Die anderen legten sich jetzt aber wirklich hin. Sie hatten noch gut eine Stunde bis sie wieder auf dem Exerzierplatz sein mussten. Durch den Alkohol schliefen sie schnell ein. Auch Florian und Michael legten sich hin als sie zurück waren.
Kurz vor zwei klingelte Pauls Wecker und alle sprangen ruckartig aus den Betten. Sie liefen runter auf den Hof wo schon ein Großteil der anderen wartete. Zum Glück war Schmitt noch nicht da. Als er um punkt vierzehn Uhr den Platz betrat war er zur Überraschung aller war Schmitt in voller Kampfmontur gekleidet, sprich MG umgehängt, Patronengürtel, zwei Messer und eine Handgranate.
„Heute werde ich den ersten Stein legen um aus Euch Luschen Männer zu machen!“ brüllte er zur Begrüßung. „Denn heute beginnt Eure Ausbildung an der Waffe.“ Er zog das MG aus und hielt sie mit ausgestreckten Armen vor sich. „Das ist, wie man unschwer erkennen kann, ein Bügeleisen!“ sagte er. Verwirrt blickten alle ihn an, doch keiner traute sich, auch nur die geringste Regung zu zeigen.
„Seger!“ brüllte Schmitt. Der Aufgerufene Soldat trat eine Schritt vor und an antwortete:
„Jawohl, Oberleutnant Schmitt!“
„Was ist das, Seger?“ fragte Schmitt.
„Ein Bügeleisen, Oberleutnant Schmitt!“ antwortete Seger.
„Sind sie blind oder was?“ brüllte Schmitt zurück, „das sieht doch meine tote Oma dass das kein Bügeleisen ist.“
„Jawohl, Oberleutnant Schmitt!“ antwortete Seger mit fester Stimme, obwohl alle andern mitfühlen konnten dass er sich ganz und gar nicht sicher war, was er in diesem Moment antworten sollte.
„Wie kommen Sie zu dieser Äußerung,“ entgegnete Schmitt, „kannten Sie mein Oma etwa?“
„Nein, Oberleutnant Schmitt!“ antwortete Seger wahrheitsgemäß. Man sah wie ihm der Schweiß auf die Stirn stieg, denn er wusste nicht ob sich das Gespräch in die richtige oder falsche Richtung bewegte.
„Dann behaupten Sie so etwas gefälligst nicht! 20!“brüllte Schmitt. Seger ging zu Boden und machte die 20 Liegestützen. „Das,“ fuhr Schmitt fort, „ist eine MG-212....“ Es folgte ein Belehrung über den genauen Typ des Gewehres und was man damit machte. Währenddessen stöhnte Seger unter seinen Ligenstützen. Solche Aktionen wie die eben erlaubte Schmitt sich noch ein paar mal an diesem Nachmittag, bloß um seine Überlegenheit zu zeigen. So führte er sie Truppe zum Beispiel zu den Schützengräben und befahl ihnen, sich hineinzuwerfen. Die ersten bekamen natürlich sofort einen Anschiss, weil sie es nicht so gemacht hatten, wie es gemacht werden sollte, obwohl sie es noch nie vorher gemacht hatten. Um 17 Uhr war die Tortour zum Glück vorbei. Statt wie gestern noch um sechs stand das Abendessen heute schon um fünf auf dem Plan, da sie ja schon eine Stunde früher als vorgesehen aufgestanden waren. Das musste Man Schmitt lassen, was die Zeiten anging hielt er sich genau an das was zulässig war. Und wenn nur drei Stunden Waffentraining vorgesehen waren hütete er sich mehr zu machen. Das Abendessen verlief wie am Vorabend, fünf Minuten für Kartoffelklöße mit Schweinebraten und Apfelkompott. Inzwischen hatten alle sich an das schnelle Essen gewöhnt und so gab es auch diesmal keinen Schlafabzug. Das Essen war immer der letzte offizielle Akt, danach hatten sie den ganzen Abend frei.
„Also ich hoffe ja bloß, dass wir mit diesem Schmitt nicht allzu viel zu tun haben werden,“ meinte Leo, „der ist ja so ein Arschloch!“
„Das wird sich aber wohl kaum vermeiden lassen,“ meinte Michael, „Immerhin darf der als unser Ausbilder quasi mit uns machen was er will.“
„Was im Grunde eine Frechheit ist!“ erwiderte Paul. „Und ich wünschte ja der würde sich so ’nen richtig tätlichen Ausrutscher bei mir erlauben, den würde ich vor Gericht schleppen.“
„Und danach könntest Du bloß für eine Versetzung in eine andere Kaserne beten, was meinst Du denn wie der Dich danach erst fertig machen würde!“ meinte Andreas.
„Dann würde ich die Presse einschalten. Die „Bild“ hat bestimmt Verwendung für die Fotos von einem Soldaten der von seinem Ausbilder zusammengeschlagen wurde.“
„Nur wie willst Du den Bild-Zeitung davon mitteilen wenn Schmitt Dich hier nicht rauslässt?“ sagte Michael „Du hast doch gesehen was der eben mit dem Zuspätkommer gemacht hat.“
„Also das eben hätte ich mir auch nicht gefallen lassen,“ entgegnete Paul, „da hätte ich genau so reagiert. Und dann sollen die mal wirklich versuchen mich hier festzuhalten oder gar zu inhaftieren. Dann bin ich aber an meinem ersten freien Tag schon in Den Haag!“
„Hä?“ fragte Florian.
„In Den Haag ist der Sitz des internationalen Gerichtshofs für Kriegsverbrecher.“ Erklärte Christoph. „Da ist zum Beispiel Milosevic seit ein paar Jahren inhaftiert.“
„Aber am besten wird es wohl sein wir versuchen es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.“ Meinte Leo. „Und darum sollten wir uns am besten jetzt schon nach unten begeben um nicht schon wieder einen Anschiss zu kassieren.“ Sie machten sich auf den Weg zum Exerzierplatz. Natürlich bekam die ganze Truppe trotzdem einen Anschiss, und zwar weil sie es nicht auf Anhieb schaffte, die von Schmitt gewünschte Formation einzunehmen.
„Ihr nassen Sandsäcke!“ brüllte Schmitt sie an. „Wir üben das jetzt so lange bis ihr es richtig macht, und wenn ich dadurch die Tagesschau verpassen sollte dann gnade Euch Gott!“ Soweit kam es dann aber zum Glück doch nicht. Nach einer Stunde üben standen endlich alle zur Zufriedenheit Schmitts Und nachdem er sie dann noch einmal am Außenzaun des Stützpunktes entlanggejagt hatte ließ er ihnen ihre Ruhe. Erschöpft schleiften sie sich unter die Duschen. Danach schnell neue Sachen angezogen und ab in den Speisesaal. Das hatten alle ersehnt, denn sie hatten keine Mittagspause gehabt und somit lag die letzte Mahlzeit bei allen fast zwölf Stunden zurück. Als sie alle ihre Portion undefinierbaren Bundeswehrfraßes der aus irgendetwas fleischartigem mit einer graugelber Beilage die anscheinend mal Kartoffelpüree gewesen war und dann noch einem Schüsselchen süßlichem Nachtischsbrei vor sich stehen hatten brüllte Schmitt:
„So, auf mein Kommando legt ihr los. Und wehe einer fängt früher an. Ihr habt genau fünf Minuten zum Essen, keine Sekunde länger! Und Loooosss!“ Quasi synchron bewegten alle ihre Gabeln nach unten und stachen in den Brei. Das Essen war wirklich unter aller Sau, aber der Hunger treib es rein. Und dann noch die Tatsache das Ausbilder Schmitt ihnen im Nacken saß und wer weiß was mit ihnen anstellen würde, wenn sie binnen fünf Minuten nicht fertig wären. So schlangen die meisten einfach nur so schnell und so viel wie möglich runter ohne großartig Gedanken ans Kauen zu verschwenden. Ein paar waren dann aber doch so waghalsig einen Teil des Kartoffelbreies oder des pappigen Desserts übrig zu lassen.
„Was?“ brüllte Schmitt als die fünf Minuten rum waren, „Schmeckt’s Euch etwa nicht? Schon vergessen, ihr seid hier nicht bei Mami die euch jeden Tag euer Lieblingsessen kocht. Beim Bund gelten ganz andere regeln. Und wenn ihr erst mal im Einsatz kämpft geht’s noch ganz anders zu, da würdet ihr euer letztes Hemd für eine solche Mahlzeit hergeben. Und jetzt los, weiteressen bis kein Krümelchen mehr übrig ist! Und jede Minute die ihr dafür braucht bedeutet eine Stunde weniger Schlaf heute Nacht! Für die ganze Truppe!“ Das war natürlich ein Ansporn, denn keiner wollte dafür verantwortlich sein, dass die anderen wegen ihm morgen früher aufstehen müssten. So schlangen die paar verbliebenen ihr Essen hinunter als wäre der Leibhaftige Teufel hinter ihnen her. Nach eineinhalb Minuten war der letzte fertig.
„Na also,“ meint Schmitt, „man muss es euch nur erst richtig beibringen. Dann also morgen schon um fünf Uhr wecken statt um sechs.“ Das war dann aber zum Glück auch die letzt Aktion diesen Tages gewesen. Die Jungs gingen auf ihre Stuben und hatten den Rest des
Abend zur freien Verfügung. Nur um 21.00 würde Schmitt noch einmal die Stuben und Spinte kontrollieren. Aber nachdem sie sich heute eine ausführliche Belehrung hatten anhören müssen wie alles genau sortiert und gepackt sein musste würden wohl die wenigsten dabei Fehler machen.
„Oh Mann,“ stöhnte Florian auf seinem Bett liegend, „dieser Fraß eben liegt ganz schön schwer im Magen. Ich hab’ ein Gefühl als hätte ich Steine gesessen.“
„Besser ein bisschen Bauchschmerzen als den ganzen Hass der Truppe auf sich gezogen.“ Meinte Leo. Er hatte das Essen anscheinend sehr gut vertragen und war auch schon als einer der ersten fertig gewesen. In solchen Dingen scheine er auch schon ein wenig Erfahrung zu haben, denn er besaß einen wenn auch kleinen aber dennoch sichtbaren Bauchansatz. Florian hingegen war eher ein halbe Portion dagegen. Christoph war auch schlank, wenngleich nicht so wir Florian. Dafür war er aber auch ein bisschen kleiner, und so hatten Beide doch in etwa das gleiche Gewicht. Andreas war wohl berufesbedingt etwas stärker gebaut, schließlich saß er als Bäcker ja an der Quelle. Michael hatte in etwa die Statur wie Paul, beide etwas dicker als Christoph aber noch ein Stückchen unterhalb Andreas. Nur schien Michael mehr Muskelmasse als Paul zu haben, was ohne Zweifel von der Arbeit mit Autos und den zum teil recht anstrengenden Reparaturarbeiten herrührte.
„Stimmt,“ meinte Christoph, „denn ich denke das wir jede Stunde Schlaf gebrauch können, wer weiß was der Schmitt morgen noch mit uns vorhat.“ Der Abend verlief mit allgemeinen Gesprächen in denen jeder so ein Bisschen was von sich erzählte. Die Kontrolle um 21.00 Uhr verlief zum Glück auch glimpflich und um 22.00 Uhr wurde dann das Licht ausgemacht. Florian hatte inzwischen auch keine Bauchschmerzen mehr und nach einer halben Stunde weiteren Erzählens waren auch die letzten eingeschlafen.
Pünktlich um fünf Uhr am nächsten Morgen brüllte Schmitt jede einzelne Stube aus dem Schlaf. Zum Teil noch halb benommen vor Müdigkeit schleppten die Jungs sich unter die Duschen und zum Rasieren, wozu ihnen Schmitt aber wiederum nur fünf Minuten Zeit gelassen hatte. Danach hatten sie noch genau fünf Minuten bis sie auf dem Trainingsplatz stehen mussten. Schmitt schritt die Reihen seiner Truppe ab. Hier und da ließ er einen bissigen Kommentar über die seiner Meinung nach beschissenen Frisuren los und verordnete denjenigen Friseurtermine.
Dann allerdings kam er zu Fischer. Er blieb vor ihm stehen und musterte ihn von oben nach unten. Er schien etwas zu suchen weswegen er ihn anscheißen konnte, doch Fischer war nach der gestrigen Aktion auf Nummer sicher gegangen, hatte sich die Haare aufs penibelste schneiden lassen, extra gründlich rasiert, die Fingernägel kurz gefeilt und beim Anziehen auf die größte Sorgfalt geachtet. Je länger Schmitt ihn jedoch mustert desto mehr stieg ein Grinsen in ihm darüber auf, dass Schmitt ihm nichts machen konnte. Das Grinsen stieg immer mehr auf und schließlich konnte er es nicht mehr unterdrücken.
„Ach, Privat Dummschwärzer!“ brüllte Schmitt ihn an. „Ich vergaß ja ganz dass Sie immer so gut aufgelegt sind! Wissen sie, was dagegen hilft? 20!“
Ohne einen Mucks warf sich Fischer auf den Boden und leistet die 20 Liegestützen in absoluter Perfektion ab. Dann ging Schmitt wortlos weiter. Als er die Runde absolviert hatte stellte er sich wieder vor die Truppe und brüllte:
„So, ihr scheint mir alle noch nicht so richtig wach zu sein. Also werden wir mal ein bisschen was dagegen tun. Auf und im Gleichschritt marsch zum Trainingsparcours hinter dem Hauptgebäude!“ Die Jungs liefen los in Richtung des Parcours. Das war ein recht fieser Befehl von Schmitt gewesen, denn während sie um die Gebäude herumlaufen mussten ging Schmitt den kurzen Verbindungsweg zwischen den Gebäuden hindurch. So hatten sie keine Verschnaufpause, denn als sie ankamen wartete Schmitt schon.
„Wart ihr zwischendurch noch im Puff vorbei oder warum hat das so lange gedauert?“ meinte er. „Und jetzt los, immer drei nebeneinander!“ Der Parcours bestand aus einer Kletterwand die zu überwinden war, danach eine Reihe Ringe an denen man sich entlang hangeln musste, als nächste Gab es ein Kletternetz, dann Autoreifen durch die man hindurch musste und schließlich Seile. Wenn man da hochgeklettert war konnte man zum Glück an der anderen Seite ein Treppe heruntersteigen. Den ganzen Parcours musste jeder zweimal durchlaufen. Schmitt sparte nicht mit Bemerkungen über den Kletterstil oder die Art und Weise wie sich manche durch die Reifen „schlängelten“.
„Kompanie!“ brüllte Schmitt als schließlich alle fertig waren. „Ab in den Speisesaal zum Frühstück!“ Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die Truppe. Seit einer Stunde waren sie sich jetzt hier am abplacken und das ganze auf nüchternen Magen. Das Frühstück bestand aus drei Scheiben Bundeswehr-Brot, Wurst, Käse und Butter, ebenfalls in Bundeswehr-Qualität, dazu gab’s wahlweise Kaffe oder Kakao. Bevor angefangen wurde meldete Schmitt sich natürlich wieder zu Wort.
„So, die Spielregeln sind die gleichen wie gestern Abend, aber wegen dem Kaffe gebe ich Euch zwei extra Minuten! Und Loosss!“ Sieben Minuten bedeute das also. Die Jungs warfen sich kurze besorge Blicke zu, dann ging’s aber schon los. Butter auf alle drei Brote geschmiert, Wurst und Käse draufgeklatscht. Und ab damit. Einige gingen direkt auf Nummer sicher und klappten jeweils zwei Brote aufeinander, wodurch sie seltener Abbeißen mussten, was wiederum wertvolle Sekunden sparte. Jeder blicke sorgenvoll danach wie weit seien Nebenmänner schon waren um bloß nicht hinterher zu hängen. Das Getränk hoben sich die Meisten für den Schluss auf, denn wenn es knapp werden würde konnte das ja einfach so runtergekippt werden. Gegen Ende der Zeit wurden immer mehr sorgenvolle Blicke auf die Digitalanzeige der Uhr an der Wand geworfen. Die ersten die fertig waren lehnten sich erschöpft aber beruhigt zurück und blickten stolz über die Runde der noch am essenden. In den letzten 30 Sekunden ging dann plötzlich ein Ruck durch die Truppe und alle die noch etwas auf dem Teller hatten nahmen es und stopfen es sich mit Gewalt in den Mund. Das gab ein Bild ähnlich dem was man von den Hotdog-Wettessen in den USA kannte. Aber die Taktik ging auf und diesmal gab es keinen Schlafabzug von Schmitt. Der schickte die Truppe aber sofort danach in ihren Klassenraum wo zwei Stunden „Geschichte der Bundeswehr“ auf sie warteten. Das gute daran war, dass dieser Unterricht nicht von Schmitt gehalten wurde und sie noch dazu nicht direkt mit vollem Magen zum Training mussten. Es stellte sich aber heraus das es kaum etwas langweiligeres geben musste als „Geschichte der Bundeswehr“, denn die erste Stunde beschäftige sich ausschließlich mit den Ursprüngen weit von der Zeit des alten Fritz.
Aber dennoch genossen alle den Moment der Sicherheit vor Schmitt. Zum ersten mal befand sich jetzt auch wieder Markus Becker, der am ersten Tag zu spät gekommen war und dafür den Riesenanschiss von Schmitt bekommen hatte, unter ihnen. Er wirkte nicht mehr so impulsiv wie am ersten Tag. Anscheinend hatte er gegen die vier Wochenenden Ausgangssperre nichts anrichten können.
Im Anschluss an den Unterricht folgten wieder drei Stunden unter dem unbarmherzigen Schmitt. Wieder gab es mehrmals „20“, etliche sinnlose Beschäftigungen wie zum Beispiel Einen Stapel Steine vom einen Ende des Kasernenhofs zum anderen transportieren und dann das ganze wieder zurück, oder was Schmitt sich halt sonst noch so einfallen ließ. Um 12 Uhr hieß es dann aber endlich wieder „Essen fassen“. Wieder saßen alle mit ihrem Essen, diesmal Nudeln mit Hackfleischsoße und als Dessert Schokopudding, bereit um auf Schmitt’s Kommando das ganze in fünf Minuten runterzuschlingen.
Nach dem Mittagessen „musste“ Schmitt, und er betonte wie leid es ihm Tat dass diese Vorschrift immer noch existierte, ihnen zwei Stunden Freizeit genehmigen. Die meisten Jungs gingen zurück auf ihre Stuben um zu schlafen, denn schließlich waren sie schon seit fünf Uhr
ohne Unterbrechung auf. Auch Paul, Leo, Christoph und Andreas taten das. Sie legten sich nicht direkt schlafen sondern spielten Karten, aber immerhin eine Art der Beschäftigung die weder Körper noch Geist besonders anstrengte. Nach einer halben Stunde kamen plötzlich Michael und Florian ganz aufgeregt ins Zimmer. Zwischen sich trugen sie einen Kasten Bier. Sie schienen sich sehr beeilt zu heben denn sie Keuchten vor Erschöpfung.
„Hey Leute,“ hechelte Michael, „stellt Euch vor, die haben hier ein riesiges Bierlager!“
„Und das tollste ist,“ fügte Florian, der langsam wieder Luft bekam hinzu, „dass das Zeig spottbillig ist. Sechs Euro haben wir für den Kasten bloß bezahlen müssen.“
„Vorraussetzung war allerdings das wir dem Typ an der Ausgabe versprochen haben ihn innerhalb einer Stunde zurückzubringen.“
„Geil!“ rief Christoph.
„Aber warum müssst ihr ihn schon in einer Stunde zurückbringen?“ fragte Leo.
„Weil der Typ tagsüber eigentlich gar keinen Alkohol verkaufen darf.“ Sagte Florian. „Erst ab 18.00 Uhr ist der Verkauf von Bier erlaubt, aber weil er jetzt für eine Stunde die Alleinaufsicht hat macht er das so unter der Hand. Ein Teil von dem was er da verkauf streicht er sich auch garantiert selbst in die Tasche ein.“
„Ausserdem ist es wohl sicherer das Teil hier nicht so lange aufzubewahren,“ meinte Michael, „wer weiß ob Schmitt sich nicht zu einer Spontankontrolle entschließt.“
„Na, dann also ran Mädels“ meinte Andreas und schnappte sich die erst Flasche. „18 Stück, macht also drei 0,33er Falschen pro, Nase, das dürfte doch schnell erledigt sein.“ Die anderen holten sich auch je eine Flasche, Christoph reichte einen Flaschenöffner rum und schon konnte angestoßen werden. Binnen weniger als einer Viertelstunde war die Kiste leer.
„Das war doch mal was feines!“ meinte Leo und klopfte sich auf die Brust um einen gewaltigen Rülpser loszulassen. Florian und Michael nahmen schnell die Kiste und brachten sie zurück. Die anderen legten sich jetzt aber wirklich hin. Sie hatten noch gut eine Stunde bis sie wieder auf dem Exerzierplatz sein mussten. Durch den Alkohol schliefen sie schnell ein. Auch Florian und Michael legten sich hin als sie zurück waren.
Kurz vor zwei klingelte Pauls Wecker und alle sprangen ruckartig aus den Betten. Sie liefen runter auf den Hof wo schon ein Großteil der anderen wartete. Zum Glück war Schmitt noch nicht da. Als er um punkt vierzehn Uhr den Platz betrat war er zur Überraschung aller war Schmitt in voller Kampfmontur gekleidet, sprich MG umgehängt, Patronengürtel, zwei Messer und eine Handgranate.
„Heute werde ich den ersten Stein legen um aus Euch Luschen Männer zu machen!“ brüllte er zur Begrüßung. „Denn heute beginnt Eure Ausbildung an der Waffe.“ Er zog das MG aus und hielt sie mit ausgestreckten Armen vor sich. „Das ist, wie man unschwer erkennen kann, ein Bügeleisen!“ sagte er. Verwirrt blickten alle ihn an, doch keiner traute sich, auch nur die geringste Regung zu zeigen.
„Seger!“ brüllte Schmitt. Der Aufgerufene Soldat trat eine Schritt vor und an antwortete:
„Jawohl, Oberleutnant Schmitt!“
„Was ist das, Seger?“ fragte Schmitt.
„Ein Bügeleisen, Oberleutnant Schmitt!“ antwortete Seger.
„Sind sie blind oder was?“ brüllte Schmitt zurück, „das sieht doch meine tote Oma dass das kein Bügeleisen ist.“
„Jawohl, Oberleutnant Schmitt!“ antwortete Seger mit fester Stimme, obwohl alle andern mitfühlen konnten dass er sich ganz und gar nicht sicher war, was er in diesem Moment antworten sollte.
„Wie kommen Sie zu dieser Äußerung,“ entgegnete Schmitt, „kannten Sie mein Oma etwa?“
„Nein, Oberleutnant Schmitt!“ antwortete Seger wahrheitsgemäß. Man sah wie ihm der Schweiß auf die Stirn stieg, denn er wusste nicht ob sich das Gespräch in die richtige oder falsche Richtung bewegte.
„Dann behaupten Sie so etwas gefälligst nicht! 20!“brüllte Schmitt. Seger ging zu Boden und machte die 20 Liegestützen. „Das,“ fuhr Schmitt fort, „ist eine MG-212....“ Es folgte ein Belehrung über den genauen Typ des Gewehres und was man damit machte. Währenddessen stöhnte Seger unter seinen Ligenstützen. Solche Aktionen wie die eben erlaubte Schmitt sich noch ein paar mal an diesem Nachmittag, bloß um seine Überlegenheit zu zeigen. So führte er sie Truppe zum Beispiel zu den Schützengräben und befahl ihnen, sich hineinzuwerfen. Die ersten bekamen natürlich sofort einen Anschiss, weil sie es nicht so gemacht hatten, wie es gemacht werden sollte, obwohl sie es noch nie vorher gemacht hatten. Um 17 Uhr war die Tortour zum Glück vorbei. Statt wie gestern noch um sechs stand das Abendessen heute schon um fünf auf dem Plan, da sie ja schon eine Stunde früher als vorgesehen aufgestanden waren. Das musste Man Schmitt lassen, was die Zeiten anging hielt er sich genau an das was zulässig war. Und wenn nur drei Stunden Waffentraining vorgesehen waren hütete er sich mehr zu machen. Das Abendessen verlief wie am Vorabend, fünf Minuten für Kartoffelklöße mit Schweinebraten und Apfelkompott. Inzwischen hatten alle sich an das schnelle Essen gewöhnt und so gab es auch diesmal keinen Schlafabzug. Das Essen war immer der letzte offizielle Akt, danach hatten sie den ganzen Abend frei.
Kommentare