von Spectator
Stefan wollte kein Spielverderber sein. Also nahm er das Glas mit dem Schnaps. Die drei Jungs tranken erstmal einen Wodka pur. Dann stießen sie mit einem zweiten auf den Abend an. Die Stimmung blieb gut, auch wenn es den Jungs so nackt wie sie waren langsam zu kühl wurde.
Stefan brannte der Schnaps im Hals. Er versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Immerhin waren die beiden Muskelmänner auch im Saufen wesentlich trainierter als er.
Die Jungs zogen sich immer mehr an, weil es ihnen zu kalt war. Sie alberten noch einige Stunden herum. Die Zeit war feucht-fröhlich und Stefan merkte, wie es ihn langsam zu drehen begann. Ihm wurde wieder bewusst, dass er so viel nicht verträgt und trank nichts mehr.
Eigentlich hätte er etwas Alkoholfreies trinken wollen. Aber das stand nicht auf dem Tisch. Alex und Murat becherten weiter. Stefan wollte nicht auffallen und fragte deshalb nicht nach einem anderen Getränk. Mit der Zeit wurde er müde. Als sein Magen soweit verdaut hatte, dass er sich den Heimweg zutraute, verabschiedete sich Stefan. Beim Aufstehen blickte er an sich herunter und sah deutlich, wie viel weiter sein Bauch nach vorne überstand als sonst.
„Digga, ich komm mit.“ kommentierte Murat seinen Abschiedsversuch und stand ebenfalls auf.
Beim Verabschieden versuchte Murat noch, Alex um Geheimhaltung zu bitten. Doch Alex klatschte Murat nur ritualmäßig ab, machte den angedeuteten Wangenkuss beidseitig und meinte dabei:
„Bleib locker, Mann!“
Murat war seine Verunsicherung über diese unkonkrete Aussage anzusehen. Aber er ging mit Stefan zum Aufzug. Stefans Gang war schwerfällig, behäbig und müde. Da fiel das Schwanken nicht mehr auf.
Sobald die Aufzugstür zu war, grapschte Murat auf Stefans aufgeblähten Bauch, der das T-Shirt weit nach vorne drückte.
„Du geile fette Sau frisst dich immer mehr raus und wirst immer breiter.“ bewunderte Murat Stefans expandierenden Körperbau und gab Stefan einen leidenschaftlichen Zungenkuss zum Abschied. Als die Aufzugstür wieder aufging, klatschte Murat ihn noch ab und Stefan verschwand im dunklen Gang.
Seine Eltern waren längst eingeschlafen. Deshalb schlich sich Stefan möglichst leise in sein Zimmer. Er trank noch Wasser, weil er damit einen Kater verhindern wollte. Dann ging er ins Bett, streckte seinen massigen Bauch von sich und merkte, wie vollgefressen er sich noch immer fühlte. Doch Stefan schlief bald ein.
Am nächsten Morgen wachte Stefan gegen zehn auf. Er spürte sofort, dass ihm flau im Magen war und er Kopfschmerzen hatte. Dass er doch einen Kater hatte und noch immer müde war, ärgerte ihn. Denn es war sein erster Ferientag und den wollte er eigentlich genießen.
Stefan rollte sich aus dem Bett und watschelte müde ins Bad. Vor dem Spiegel stellte er fest, dass sein Bauch wieder sichtlich größer geworden war. Allerdings wirkte er nicht mehr so prall gestopft wie in der Nacht und hing ein bisschen mehr. Trotzdem war der Volumenzuwachs unübersehbar.
Nach dem Duschen fühlte sich Stefan schon etwas besser. Der Kater war nicht so schlimm wie befürchtet. Stefan ging in die Küche und sah seinen Vater im Wohnzimmer sitzen und Zeitung lesen.
Herr Schulze erklärte Stefan, dass er seine Mutter heute morgen zur Arbeit begleitet hatte und dann zu einem gemeinsamen Brunch gleich Weißwürste und Brezen mitgebracht hatte. Er hätte nämlich vermutet, dass Stefan lange schlafe. In der Arbeit hätten sie Weißwurstfrühstück gemacht und nun wollte er das Stefan auch zeigen, wenn sie nun schon in Bayern wohnen.
Stefan war überrascht und konnte sich nicht recht wirklich vorstellen, in seinem Zustand Weißwust (oder gar mehrere) zu essen. Doch sein Vater schien entschlossen und meinte, dass Stefan sich ruhig noch einen Moment setzen könne, er rufe ihn dann. Also setzte sich Stefan und sein Vater ging in die Küche, wo anscheinend schon der Topf auf dem Herd stand, wie Stefan jetzt roch. Während Stefan sich auf das Sofa sinken ließ, fiel sein Blick auf die aufgeschlagene Zeitung. Eigentlich waren ihm die Boulevard-Zeitungen seiner Eltern zu plump. Doch sein Blick blieb diesmal an der Überschrift eines kleinen Artikels des aufgeschlagenen Regionalteils hängen und Stefan las:
„Neuperlach: Rentner (76) vertreibt Räuberbande
Am gestrigen Freitag gegen 20 Uhr bobachtete ein Rentner, wie drei Männer eine Person im Adenauerring in einen Tiefgaragenabgang drängten und auf ihn einschlugen. Der Rentner alarmierte die Polizei und beobachtete, wie die Täter ihr Opfer (27) beraubten. Erst als der Rentner von der Fußgängerbrücke herab auf sich aufmerksam machte, ließen die Täter von ihrem Opfer ab und flüchteten zu Fuß. Obwohl die Polizei bereits in Sichtweite war, konnten die Täter unerkannt flüchten. Das Opfer ist wegen Drogendelikten polizeibekannt. Bei ihm konnten zahlreiche Drogen sichergestellt werden. Das Opfer verweigert die Aussage. Die Täter konnten trotz sofort eingeleiteter Fahndung nicht gefasst werden. Die Polizei sucht dringend Zeugen…“
Die Täterbeschreibung passte relativ gut auf Alex, Murat und Sinan. Nur wurden sie vom Rentner für Italiener gehalten. Stefan blickte von der Zeitung auf und wusste nun, was konkret am Vorabend passiert war. Doch war die Version doch etwas drastischer als die von Murat beschriebene ‚Durchsetzung von Gewährleistungsansprüchen‘. Stefan fragte sich, in welchen Kreisen er da verkehrte. Doch bevor er weiter nachdenken konnte, rief sein Vater ihn in die Küche.
Auf dem Esstisch stand ein Topf mit Weißwüsten, die im heißen Wasser schwammen. Der Tisch war gedeckt. Auf dem Platz seines Vaters stand ein Weißbierglas, was Stefan schon etwas wunderte.
„Magst du ein alkoholfreies Weißbier oder ein richtiges?“ fragte Herr Schulze.
„Weißbier? Zum Frühstück Bier? Was ist denn jetzt los?“ fragte Stefan entgeistert zurück.
„Meine Kollegen haben mir die einheimischen Brauchtümer etwas erklärt. Ich war auch erst skeptisch. Aber das schmeckt wirklich gut. Und gegen den Kater soll man einfach weitersaufen. Aber ich könnte verstehen, wenn du das nicht kannst.“ erklärte sein Vater.
„Ne, das ist ja widerlich.“ antwortete Stefan.
Sein Vater schenkte ihm deshalb ein alkoholfreies Weißbier ein. Auch wenn Stefan sich kaum vorstellen konnte, sowas zum Frühstück zu trinken, nahm er einen vorsichtigen Schluck und war überrascht, dass es ihm doch schmeckte. Aber es war ja auch alkoholfrei. Das merkte man. Es erinnerte Stefan geschmacklich mehr an Limo.
Stolz stieß sein Vater mit ihm an und zeigt ihm dann, wie ihm seine Kollegen das Abziehen der Haut von der Weißwurst gezeigt hatten. Sein Vater genoss es sichtlich, mit Stefan das Weißwurstfrühstück zelebrieren zu können. Auch Stefan schmeckte es erstaunlicherweise schon wieder und so verdrückte er fünf Weißwüste und fünf Brezen (auf die er jeweils vor dem Abbeißen ordentlich Butter schmierte). Dazu trank er drei Flaschen alkoholfreies Weißbier. Er hätte auch mehr gegessen, aber mehr gab es nicht. Sogar die Butter hatten die Herren Schulze vollständig aufgegessen.
„Oh, hätte ich noch mehr kaufen müssen?“ fragte Herr Schulze irritiert. „Ich habe doch schon die Menge für sehr gute Esser gekauft. Alle in der Arbeit haben gesagt, dass Frauen zwei Weißwürste essen, Männer drei bis fünf.“
„Ist doch O. K. Hat halt gut geschmeckt.“ grinste Stefan. Er freute sich, dass sein Vater nun nicht mehr auf irgendwelche Schlankheitsideale zu achten schien und nun auch genüsslich zugeschlagen hatte.
„Du hast dich aber auch nicht gerade zurückgehalten.“ stellte Stefan fest.
„Hm, ja. Ich habe auch fünf gegessen. Ich achte auch nicht mehr wirklich auf Kalorien seit ich wegen meiner Statur befördert worden bin. Außerdem sind in der neuen Abteilung bisher alle ziemliche Schwergewichte. Die haben mir auch das mit dem Weißwurstfrühstück gezeigt.“ gestand Herr Schulze und blickte etwas verlegen auf seinen durchaus üppigen Bauch.
Stefans Handy piepste.
„Hat super geschmeckt. Kannst nächstes Mal ruhig mehr kaufen.“ beruhigte Stefan seinen Vater und stand auf, um nach seinem Handy zu sehen. Jasmin hatte geschrieben, dass sie Stefan vermisse.
Stefan freute sich über die Nachricht und verabredete sich mit Jasmin um 12 Uhr im PEP zum Mittagessen, obwohl das schon in einer halben Stunde war und Stefan gerade erst sein reichliches Weißwurstfrühstück eingenommen hatte. Seinem Vater erklärte er dann, dass er sich mit seiner Freundin im PEP treffe. Natürlich war der Vater überrascht und fragte nach. Also musste Stefan erstmal erklären, dass er jetzt eine Freundin hatte usw.
Sein Vater freute sich und fragte immer mehr, bis Stefan dann doch weg musste, um nicht zu spät zu kommen. Auf dem Weg war Stefan selbst erstaunt, dass er trotz der fünf Weißwürste, fünf Brezen mit ungefähr einem halben Päckchen Butter und drei Flaschen alkoholfreiem Weißbier keinerlei Völlegefühl verspürte. Irgendwie kam er sich vor, als hätte er gerade erst eine Vorspeise bekommen und freute sich auf das Hauptgericht.
Jasmin traf er an der Ecke, an der er am Vorabend die Polizei auf die falsche Fährte geführt hatte. Obwohl Stefan überpünktlich war, wartete Jasmin schon auf ihn. Nach dem sanften und liebevollen Begrüßungskuss entschieden sie sich, dass sie Döner essen wollten. Also gingen sie zum Dönerimbiss. Orhan erkannte Stefan sofort wieder und grinste, als beide einen großen Dönerteller mit Pommes bestellten.
„Kommt sofort! Macht es euch einfach schonmal bequem. Da ist gerade ein Tisch frei für euer romantisches Mittagessen zu zweit. Ich bringe es auch gleich.“ bestätigte Orhan fröhlich.
Stefan freute sich, bezahlte und ging zum einzigen freien Tisch. Jasmin folgte und war verwundert:
„Kennst du den?“ fragte sie, als sie sich setzten.
„Ja. Ich war schon mit Pascal hier. Der ist hier nicht nur Stammkunde sondern auch ein Grundschulfreund von Orhan.“ erkläre Stefan und küsste Jasmin.
„Und ich dachte, du bist der Neue, dem ich die Umgebung zeigen muss.“ staunte Jasmin.
Noch mehr staunte sie aber, als Orhan mit den Dönertellern kam. Die waren so überladen, dass Orhan beim Servieren schon beinahe das aufgetürmte Fleisch verloren hätte. Beide aßen sehr kräftig, aber Jasmin schaffte ihre Portion nicht. Da half ihr Stefan gerne aus und sie bewunderte ihn für seine Magenkapazität, während er trotz seines Tellers mit Mühe noch den Rest von ihr verdrückte.
Jasmin war stolz auf ihren dicken Freund und streichelte ihn zärtlich über seinen Wanst, obwohl sie noch nicht einmal wusste, wie voll sich Stefan fühlte, nachdem er die Masse an fettigem Dönerfleisch und Pommes verdrückt hatte, obwohl er gerade erst seine riesige Menge beim Weißwurstfrühstück in sich hineingeschaufelt hatte.
Jasmin wollte dann bummeln gehen. Also schleppte sich Stefan mit ihr durch das Einkaufszentrum. Dabei kam ihm sehr gelegen, dass das Bummeltempo nicht so schnell war. Denn er war mit seinem wachesenden Körpergewicht und dem überfressenen Bauch schon angestrengt genug, wenn er durch das Einkaufszentrum spazieren musste.
Doch nach gar nicht allzu langer Zeit kamen sie am Eiskaffee im Obergeschoss vorbei.
„Lass und ein Eis essen!“ bat Jasmin.
„Ich bin noch total voll.“ quengelte Stefan.
„Ach so ein kleines Eis passt doch immer noch rein.“ widersprach Jasmin und zog Stefan an einen freien Tisch. Sie setzten sich.
„Zwei Bananansplit mit extra viel Sahne und zwei Latte, bitte.“ bestellte Jasmin, als ein Kellner vorbeikam.
Der Kellner nickte und ging wieder. Stefan schaute überrascht drein.
„Ich weiß doch, dass du Bananensplit magst. Die Banane ist schön gehaltvoll. Du musst ja Hunger haben nach dem langen Bummeln.“ log Jasmin und küsste Stefan, während sie sich zu ihm beugte.
„Kann ich so viel Charme widerstehen?“ fragte Stefan grinsend. Er gefiel sich längst in der Rolle des fetten Paschas, der von allen Seiten gefüttert wurde.
Als das Eis und die Getränke serviert wurden, fingen beide gleich an, die große Eisportion in sich hinein zu schaufeln. Das Eis schmeckte hervorragend. Jasmin erzählte, dass sie die erste Ferienwoche bei ihrem Vater verbringen werde. Sie müsste deshalb am Sonntag mit dem Zug nach Passau fahren. Stefan und Jasmin wollten deshalb den letzten Abend der Woche zusammen verbringen.
Während Stefan und Jasmin im Kaffee saßen und Eis aßen, piepste Stefans Handy wieder. Murat schrieb: „Hey Digga, Alex hat noch sturmfrei und macht heute um 7 Party.“
Stefan stellte ein paar Rückfragen und bekam heraus, dass bei der Party jeder seine Freundin mitbringen sollte. Murat wollte sogar Anna mitbringen. Es gäbe auch genug zu essen. Stefan sollte deshalb lieber einen Kasten Bier mitbringen. Murat zahle davon auch die Hälfte.
„Wir sind heute Abend bei Alex auf einer Party eingeladen. Hast du schon was vor oder kann ich zusagen?“ fragte Stefan.
Jasmin war überrascht. Sie hätte nie damit gerechnet, dass Stefan schon auf eine Party eingeladen sein könnte. Anscheinend hatte er sich schon wesentlich besser eingelebt als sie es für möglich gehalten hätte. Zuerst musste Stefan ihr erklären welcher Alex gemeint war. Doch nach kurzer Beschreibung wusste sie, wer gemeint war.
Sie war sehr skeptisch. Aber da Stefan wollte, willigte sie ein. Also sagte Stefan zu.
Nachdem sie da Eis verspreist hatten, fühlte sich Stefan wieder überfressen. Das Gefühl wurde langsam zur Gewohnheit und löste bei ihm immer stärkere Glücksgefühle aus. Da Stefan nicht die neueste Oberbekleidung trug, spannte sein Pullover schon wieder über den Bauch und die Hüften. Doch das schien Jasmin zu gefallen wie sie so zum Supermarkt gingen, um den Kasten Bier zu kaufen. Sie legte ihren Arm um Stefans Hüftspeck, der schon sehr sichtbar über den Hosenbund quoll, und spielte mit den Fingern unauffällig darin herum, während sie ganz langsam in Richtung Supermarkt watschelten.
„Was für ein Bier sollen wir nehmen?“ fragte Stefan ahnungslos, als sie im Supermarkt in der Getränkeabteilung standen.
„Du kannst nur Augustiner mitbringen. Alles andere geht gar nicht.“ erklärte Jasmin bestimmend.
Stefan wusste zwar nicht, warum es nur dieses eine Bier sein müsse, aber er folgte dem Ratschlag seiner einheimischen Freundin. Mit dem Bier gingen sie dann nach Hause. Jasmin trug die linke Seite des Bierkastens und Stefan packte von rechts an. So konnten sie den schweren Kasten problemlos zu Stefan nach Hause tragen.
Bei Stefan zu Hause war noch immer sein Vater. Er hatte zur Überraschung der beiden ein paar Stück Kuchen gekauft und erklärte, dass er sie gleich angerufen hätte, um sie zu Kaffee und Kuchen einzuladen. Immerhin wollte er ja Stefans Freundin kennen lernen. Irgendwie war er stolz darauf, dass sein Sohn jetzt eine Freundin hatte.
Jasmin und Stefan unterhielten sich mit Herrn Schulze gut. Der forderte sie sogar immer wieder zum Kuchenessen auf, weil er dachte, die beiden hätten noch kein Mittagessen gehabt. Doch diesen Irrtum klärte niemand auf. Vielmehr aß Stefan brav Stück für Stück von der gekauften Kuchenmischung, bis alles restlos vertilgt war. Dabei hatte sich sein Vater so sehr von Jasmin ablenken und in Gespräche vertiefen lassen, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass Jasmin nur ein Stück Kuchen gegessen hatte, während Stefan vier gefressen hatte.
Nach dem Kaffeekränzchen zogen sich Jasmin und Stefan in sein Zimmer zurück und schmusten ausgiebig, bevor Stefans Mutter aus der Arbeit kam und das Abendessen eingenommen wurde.
Stefan wurde bewusst, dass er den ganzen Tag mit Essen (oder ehrlicherweise: Fressen) zugebracht hatte. Er war schon wieder stark überfressen und entsprechend glücklich und zufrieden, als es Zeit wurde, sich für die Party umzuziehen.
Stefan wollte kein Spielverderber sein. Also nahm er das Glas mit dem Schnaps. Die drei Jungs tranken erstmal einen Wodka pur. Dann stießen sie mit einem zweiten auf den Abend an. Die Stimmung blieb gut, auch wenn es den Jungs so nackt wie sie waren langsam zu kühl wurde.
Stefan brannte der Schnaps im Hals. Er versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Immerhin waren die beiden Muskelmänner auch im Saufen wesentlich trainierter als er.
Die Jungs zogen sich immer mehr an, weil es ihnen zu kalt war. Sie alberten noch einige Stunden herum. Die Zeit war feucht-fröhlich und Stefan merkte, wie es ihn langsam zu drehen begann. Ihm wurde wieder bewusst, dass er so viel nicht verträgt und trank nichts mehr.
Eigentlich hätte er etwas Alkoholfreies trinken wollen. Aber das stand nicht auf dem Tisch. Alex und Murat becherten weiter. Stefan wollte nicht auffallen und fragte deshalb nicht nach einem anderen Getränk. Mit der Zeit wurde er müde. Als sein Magen soweit verdaut hatte, dass er sich den Heimweg zutraute, verabschiedete sich Stefan. Beim Aufstehen blickte er an sich herunter und sah deutlich, wie viel weiter sein Bauch nach vorne überstand als sonst.
„Digga, ich komm mit.“ kommentierte Murat seinen Abschiedsversuch und stand ebenfalls auf.
Beim Verabschieden versuchte Murat noch, Alex um Geheimhaltung zu bitten. Doch Alex klatschte Murat nur ritualmäßig ab, machte den angedeuteten Wangenkuss beidseitig und meinte dabei:
„Bleib locker, Mann!“
Murat war seine Verunsicherung über diese unkonkrete Aussage anzusehen. Aber er ging mit Stefan zum Aufzug. Stefans Gang war schwerfällig, behäbig und müde. Da fiel das Schwanken nicht mehr auf.
Sobald die Aufzugstür zu war, grapschte Murat auf Stefans aufgeblähten Bauch, der das T-Shirt weit nach vorne drückte.
„Du geile fette Sau frisst dich immer mehr raus und wirst immer breiter.“ bewunderte Murat Stefans expandierenden Körperbau und gab Stefan einen leidenschaftlichen Zungenkuss zum Abschied. Als die Aufzugstür wieder aufging, klatschte Murat ihn noch ab und Stefan verschwand im dunklen Gang.
Seine Eltern waren längst eingeschlafen. Deshalb schlich sich Stefan möglichst leise in sein Zimmer. Er trank noch Wasser, weil er damit einen Kater verhindern wollte. Dann ging er ins Bett, streckte seinen massigen Bauch von sich und merkte, wie vollgefressen er sich noch immer fühlte. Doch Stefan schlief bald ein.
Am nächsten Morgen wachte Stefan gegen zehn auf. Er spürte sofort, dass ihm flau im Magen war und er Kopfschmerzen hatte. Dass er doch einen Kater hatte und noch immer müde war, ärgerte ihn. Denn es war sein erster Ferientag und den wollte er eigentlich genießen.
Stefan rollte sich aus dem Bett und watschelte müde ins Bad. Vor dem Spiegel stellte er fest, dass sein Bauch wieder sichtlich größer geworden war. Allerdings wirkte er nicht mehr so prall gestopft wie in der Nacht und hing ein bisschen mehr. Trotzdem war der Volumenzuwachs unübersehbar.
Nach dem Duschen fühlte sich Stefan schon etwas besser. Der Kater war nicht so schlimm wie befürchtet. Stefan ging in die Küche und sah seinen Vater im Wohnzimmer sitzen und Zeitung lesen.
Herr Schulze erklärte Stefan, dass er seine Mutter heute morgen zur Arbeit begleitet hatte und dann zu einem gemeinsamen Brunch gleich Weißwürste und Brezen mitgebracht hatte. Er hätte nämlich vermutet, dass Stefan lange schlafe. In der Arbeit hätten sie Weißwurstfrühstück gemacht und nun wollte er das Stefan auch zeigen, wenn sie nun schon in Bayern wohnen.
Stefan war überrascht und konnte sich nicht recht wirklich vorstellen, in seinem Zustand Weißwust (oder gar mehrere) zu essen. Doch sein Vater schien entschlossen und meinte, dass Stefan sich ruhig noch einen Moment setzen könne, er rufe ihn dann. Also setzte sich Stefan und sein Vater ging in die Küche, wo anscheinend schon der Topf auf dem Herd stand, wie Stefan jetzt roch. Während Stefan sich auf das Sofa sinken ließ, fiel sein Blick auf die aufgeschlagene Zeitung. Eigentlich waren ihm die Boulevard-Zeitungen seiner Eltern zu plump. Doch sein Blick blieb diesmal an der Überschrift eines kleinen Artikels des aufgeschlagenen Regionalteils hängen und Stefan las:
„Neuperlach: Rentner (76) vertreibt Räuberbande
Am gestrigen Freitag gegen 20 Uhr bobachtete ein Rentner, wie drei Männer eine Person im Adenauerring in einen Tiefgaragenabgang drängten und auf ihn einschlugen. Der Rentner alarmierte die Polizei und beobachtete, wie die Täter ihr Opfer (27) beraubten. Erst als der Rentner von der Fußgängerbrücke herab auf sich aufmerksam machte, ließen die Täter von ihrem Opfer ab und flüchteten zu Fuß. Obwohl die Polizei bereits in Sichtweite war, konnten die Täter unerkannt flüchten. Das Opfer ist wegen Drogendelikten polizeibekannt. Bei ihm konnten zahlreiche Drogen sichergestellt werden. Das Opfer verweigert die Aussage. Die Täter konnten trotz sofort eingeleiteter Fahndung nicht gefasst werden. Die Polizei sucht dringend Zeugen…“
Die Täterbeschreibung passte relativ gut auf Alex, Murat und Sinan. Nur wurden sie vom Rentner für Italiener gehalten. Stefan blickte von der Zeitung auf und wusste nun, was konkret am Vorabend passiert war. Doch war die Version doch etwas drastischer als die von Murat beschriebene ‚Durchsetzung von Gewährleistungsansprüchen‘. Stefan fragte sich, in welchen Kreisen er da verkehrte. Doch bevor er weiter nachdenken konnte, rief sein Vater ihn in die Küche.
Auf dem Esstisch stand ein Topf mit Weißwüsten, die im heißen Wasser schwammen. Der Tisch war gedeckt. Auf dem Platz seines Vaters stand ein Weißbierglas, was Stefan schon etwas wunderte.
„Magst du ein alkoholfreies Weißbier oder ein richtiges?“ fragte Herr Schulze.
„Weißbier? Zum Frühstück Bier? Was ist denn jetzt los?“ fragte Stefan entgeistert zurück.
„Meine Kollegen haben mir die einheimischen Brauchtümer etwas erklärt. Ich war auch erst skeptisch. Aber das schmeckt wirklich gut. Und gegen den Kater soll man einfach weitersaufen. Aber ich könnte verstehen, wenn du das nicht kannst.“ erklärte sein Vater.
„Ne, das ist ja widerlich.“ antwortete Stefan.
Sein Vater schenkte ihm deshalb ein alkoholfreies Weißbier ein. Auch wenn Stefan sich kaum vorstellen konnte, sowas zum Frühstück zu trinken, nahm er einen vorsichtigen Schluck und war überrascht, dass es ihm doch schmeckte. Aber es war ja auch alkoholfrei. Das merkte man. Es erinnerte Stefan geschmacklich mehr an Limo.
Stolz stieß sein Vater mit ihm an und zeigt ihm dann, wie ihm seine Kollegen das Abziehen der Haut von der Weißwurst gezeigt hatten. Sein Vater genoss es sichtlich, mit Stefan das Weißwurstfrühstück zelebrieren zu können. Auch Stefan schmeckte es erstaunlicherweise schon wieder und so verdrückte er fünf Weißwüste und fünf Brezen (auf die er jeweils vor dem Abbeißen ordentlich Butter schmierte). Dazu trank er drei Flaschen alkoholfreies Weißbier. Er hätte auch mehr gegessen, aber mehr gab es nicht. Sogar die Butter hatten die Herren Schulze vollständig aufgegessen.
„Oh, hätte ich noch mehr kaufen müssen?“ fragte Herr Schulze irritiert. „Ich habe doch schon die Menge für sehr gute Esser gekauft. Alle in der Arbeit haben gesagt, dass Frauen zwei Weißwürste essen, Männer drei bis fünf.“
„Ist doch O. K. Hat halt gut geschmeckt.“ grinste Stefan. Er freute sich, dass sein Vater nun nicht mehr auf irgendwelche Schlankheitsideale zu achten schien und nun auch genüsslich zugeschlagen hatte.
„Du hast dich aber auch nicht gerade zurückgehalten.“ stellte Stefan fest.
„Hm, ja. Ich habe auch fünf gegessen. Ich achte auch nicht mehr wirklich auf Kalorien seit ich wegen meiner Statur befördert worden bin. Außerdem sind in der neuen Abteilung bisher alle ziemliche Schwergewichte. Die haben mir auch das mit dem Weißwurstfrühstück gezeigt.“ gestand Herr Schulze und blickte etwas verlegen auf seinen durchaus üppigen Bauch.
Stefans Handy piepste.
„Hat super geschmeckt. Kannst nächstes Mal ruhig mehr kaufen.“ beruhigte Stefan seinen Vater und stand auf, um nach seinem Handy zu sehen. Jasmin hatte geschrieben, dass sie Stefan vermisse.
Stefan freute sich über die Nachricht und verabredete sich mit Jasmin um 12 Uhr im PEP zum Mittagessen, obwohl das schon in einer halben Stunde war und Stefan gerade erst sein reichliches Weißwurstfrühstück eingenommen hatte. Seinem Vater erklärte er dann, dass er sich mit seiner Freundin im PEP treffe. Natürlich war der Vater überrascht und fragte nach. Also musste Stefan erstmal erklären, dass er jetzt eine Freundin hatte usw.
Sein Vater freute sich und fragte immer mehr, bis Stefan dann doch weg musste, um nicht zu spät zu kommen. Auf dem Weg war Stefan selbst erstaunt, dass er trotz der fünf Weißwürste, fünf Brezen mit ungefähr einem halben Päckchen Butter und drei Flaschen alkoholfreiem Weißbier keinerlei Völlegefühl verspürte. Irgendwie kam er sich vor, als hätte er gerade erst eine Vorspeise bekommen und freute sich auf das Hauptgericht.
Jasmin traf er an der Ecke, an der er am Vorabend die Polizei auf die falsche Fährte geführt hatte. Obwohl Stefan überpünktlich war, wartete Jasmin schon auf ihn. Nach dem sanften und liebevollen Begrüßungskuss entschieden sie sich, dass sie Döner essen wollten. Also gingen sie zum Dönerimbiss. Orhan erkannte Stefan sofort wieder und grinste, als beide einen großen Dönerteller mit Pommes bestellten.
„Kommt sofort! Macht es euch einfach schonmal bequem. Da ist gerade ein Tisch frei für euer romantisches Mittagessen zu zweit. Ich bringe es auch gleich.“ bestätigte Orhan fröhlich.
Stefan freute sich, bezahlte und ging zum einzigen freien Tisch. Jasmin folgte und war verwundert:
„Kennst du den?“ fragte sie, als sie sich setzten.
„Ja. Ich war schon mit Pascal hier. Der ist hier nicht nur Stammkunde sondern auch ein Grundschulfreund von Orhan.“ erkläre Stefan und küsste Jasmin.
„Und ich dachte, du bist der Neue, dem ich die Umgebung zeigen muss.“ staunte Jasmin.
Noch mehr staunte sie aber, als Orhan mit den Dönertellern kam. Die waren so überladen, dass Orhan beim Servieren schon beinahe das aufgetürmte Fleisch verloren hätte. Beide aßen sehr kräftig, aber Jasmin schaffte ihre Portion nicht. Da half ihr Stefan gerne aus und sie bewunderte ihn für seine Magenkapazität, während er trotz seines Tellers mit Mühe noch den Rest von ihr verdrückte.
Jasmin war stolz auf ihren dicken Freund und streichelte ihn zärtlich über seinen Wanst, obwohl sie noch nicht einmal wusste, wie voll sich Stefan fühlte, nachdem er die Masse an fettigem Dönerfleisch und Pommes verdrückt hatte, obwohl er gerade erst seine riesige Menge beim Weißwurstfrühstück in sich hineingeschaufelt hatte.
Jasmin wollte dann bummeln gehen. Also schleppte sich Stefan mit ihr durch das Einkaufszentrum. Dabei kam ihm sehr gelegen, dass das Bummeltempo nicht so schnell war. Denn er war mit seinem wachesenden Körpergewicht und dem überfressenen Bauch schon angestrengt genug, wenn er durch das Einkaufszentrum spazieren musste.
Doch nach gar nicht allzu langer Zeit kamen sie am Eiskaffee im Obergeschoss vorbei.
„Lass und ein Eis essen!“ bat Jasmin.
„Ich bin noch total voll.“ quengelte Stefan.
„Ach so ein kleines Eis passt doch immer noch rein.“ widersprach Jasmin und zog Stefan an einen freien Tisch. Sie setzten sich.
„Zwei Bananansplit mit extra viel Sahne und zwei Latte, bitte.“ bestellte Jasmin, als ein Kellner vorbeikam.
Der Kellner nickte und ging wieder. Stefan schaute überrascht drein.
„Ich weiß doch, dass du Bananensplit magst. Die Banane ist schön gehaltvoll. Du musst ja Hunger haben nach dem langen Bummeln.“ log Jasmin und küsste Stefan, während sie sich zu ihm beugte.
„Kann ich so viel Charme widerstehen?“ fragte Stefan grinsend. Er gefiel sich längst in der Rolle des fetten Paschas, der von allen Seiten gefüttert wurde.
Als das Eis und die Getränke serviert wurden, fingen beide gleich an, die große Eisportion in sich hinein zu schaufeln. Das Eis schmeckte hervorragend. Jasmin erzählte, dass sie die erste Ferienwoche bei ihrem Vater verbringen werde. Sie müsste deshalb am Sonntag mit dem Zug nach Passau fahren. Stefan und Jasmin wollten deshalb den letzten Abend der Woche zusammen verbringen.
Während Stefan und Jasmin im Kaffee saßen und Eis aßen, piepste Stefans Handy wieder. Murat schrieb: „Hey Digga, Alex hat noch sturmfrei und macht heute um 7 Party.“
Stefan stellte ein paar Rückfragen und bekam heraus, dass bei der Party jeder seine Freundin mitbringen sollte. Murat wollte sogar Anna mitbringen. Es gäbe auch genug zu essen. Stefan sollte deshalb lieber einen Kasten Bier mitbringen. Murat zahle davon auch die Hälfte.
„Wir sind heute Abend bei Alex auf einer Party eingeladen. Hast du schon was vor oder kann ich zusagen?“ fragte Stefan.
Jasmin war überrascht. Sie hätte nie damit gerechnet, dass Stefan schon auf eine Party eingeladen sein könnte. Anscheinend hatte er sich schon wesentlich besser eingelebt als sie es für möglich gehalten hätte. Zuerst musste Stefan ihr erklären welcher Alex gemeint war. Doch nach kurzer Beschreibung wusste sie, wer gemeint war.
Sie war sehr skeptisch. Aber da Stefan wollte, willigte sie ein. Also sagte Stefan zu.
Nachdem sie da Eis verspreist hatten, fühlte sich Stefan wieder überfressen. Das Gefühl wurde langsam zur Gewohnheit und löste bei ihm immer stärkere Glücksgefühle aus. Da Stefan nicht die neueste Oberbekleidung trug, spannte sein Pullover schon wieder über den Bauch und die Hüften. Doch das schien Jasmin zu gefallen wie sie so zum Supermarkt gingen, um den Kasten Bier zu kaufen. Sie legte ihren Arm um Stefans Hüftspeck, der schon sehr sichtbar über den Hosenbund quoll, und spielte mit den Fingern unauffällig darin herum, während sie ganz langsam in Richtung Supermarkt watschelten.
„Was für ein Bier sollen wir nehmen?“ fragte Stefan ahnungslos, als sie im Supermarkt in der Getränkeabteilung standen.
„Du kannst nur Augustiner mitbringen. Alles andere geht gar nicht.“ erklärte Jasmin bestimmend.
Stefan wusste zwar nicht, warum es nur dieses eine Bier sein müsse, aber er folgte dem Ratschlag seiner einheimischen Freundin. Mit dem Bier gingen sie dann nach Hause. Jasmin trug die linke Seite des Bierkastens und Stefan packte von rechts an. So konnten sie den schweren Kasten problemlos zu Stefan nach Hause tragen.
Bei Stefan zu Hause war noch immer sein Vater. Er hatte zur Überraschung der beiden ein paar Stück Kuchen gekauft und erklärte, dass er sie gleich angerufen hätte, um sie zu Kaffee und Kuchen einzuladen. Immerhin wollte er ja Stefans Freundin kennen lernen. Irgendwie war er stolz darauf, dass sein Sohn jetzt eine Freundin hatte.
Jasmin und Stefan unterhielten sich mit Herrn Schulze gut. Der forderte sie sogar immer wieder zum Kuchenessen auf, weil er dachte, die beiden hätten noch kein Mittagessen gehabt. Doch diesen Irrtum klärte niemand auf. Vielmehr aß Stefan brav Stück für Stück von der gekauften Kuchenmischung, bis alles restlos vertilgt war. Dabei hatte sich sein Vater so sehr von Jasmin ablenken und in Gespräche vertiefen lassen, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass Jasmin nur ein Stück Kuchen gegessen hatte, während Stefan vier gefressen hatte.
Nach dem Kaffeekränzchen zogen sich Jasmin und Stefan in sein Zimmer zurück und schmusten ausgiebig, bevor Stefans Mutter aus der Arbeit kam und das Abendessen eingenommen wurde.
Stefan wurde bewusst, dass er den ganzen Tag mit Essen (oder ehrlicherweise: Fressen) zugebracht hatte. Er war schon wieder stark überfressen und entsprechend glücklich und zufrieden, als es Zeit wurde, sich für die Party umzuziehen.
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