Nebel stand auf der Lichtung und Hansen und Addi hatten Mühe, überhaupt etwas zu erkennen. Glücklicheweise tauchte der Mond bald hinter den Wolken auf und so wurde es plötzlich deutlich heller.
“Was meist du, wann kommen die ersten?” fragte Hansen und man konnte ihm seine Ungeduld anmerken.
“Das kann man schwer sagen, vielleicht schon um elf, vielleicht auch erst um vier.” antwortete Addi.
“Och ne, bis vier halte ich bestimmt nicht durch.” stöhnte Hansen.
“Na iss erstmal was, dann vergeht die Zeit schneller.” sagte Addi und griff in den Rucksack mit dem Proviant. Sie hatten es sich hier oben auf dem Hochsitz gemütlich eingerichtet, eingepackt in dicke Bomberjacken, versorgt mit reichlich Broten und Alkohol. Addi hatte die Brote geschmiert und dementsprechend dick und fettig war der Belag ausgefallen. Doch Hansen mapfte gierig die große Leberwurststulle, die Addi ihm jetzt hinhielt. Kurz überlegte er, ob er Hansen einfach beim Nacken packen und ihm das Brot reinstopfen sollte. Er hatte mittlerweile den Eindruck, dass Hansen so etwas sogar gefallen würde, so sehr wie er in den letzten Monaten zugelegt hatte. Seine Plautze lag nun im Sitzen prall und rund auf seinen Schenkeln auf. Das Gesicht war rund und feist geworden. Addi schätze Hansens Gewicht auf 120 Kilo.
“Was machen wir dann, wenn wir ein Schwein erlegt haben?” fragte Hansen mampfend mit vollem Mund.
“Das können wir in die kleine Hütte tragen, die ist nur paar hundert Meter von hier.” antwortete Addi. Er hatte sich einen neuen Plan überlegt, Zugang zu der Nazibande zu bekommen. Waffen, Töten und Deutschtümelei - kurz einen Jagdverein gründen. Durch ihre diversen Vorstrafen im Zusammenhang mit Gewalt war es den vier Glatzen unmöglich legal einen Waffenschein zu bekommen. Daher war Addis Offerte, sie mit auf die Jagd zu nehmen, gleich auf große Begeisterung gestoßen. Addi erzählte, dass er den Waffenschein damals mit 18 gemacht hatte, sein Opa hätte ihn immer mit auf die Jagd genommen. Dass er Schießerfahrung durch die Polizei hatte, musste keiner wissen. Das Hüttchen, was er sich angeblich günstig gepachtet hatte, war in Wirklichkeit nur eine kleine Fassade, um den Eingang zum darunter liegenden Weltkriegsbunker zu verdecken. Seine Kollegen beim Verfassungsschutz hatten ihm den Bunker für seine Tätigkeiten hier zur Verfügung gestellt. Addi hatte ein paar kosmetische Umbaumaßnahmen vorgenommen, damit den vier Jungs nicht gleich auffallen würde, was er hier vor hatte und nun konnte er bald mit seinem Plan beginnen.
Um Zwei Uhr, als sich der Proviant im Rucksack langsam leerte und auch die Flasche Jägermeister fast gänzlich in Hansens Bauch verschwunden war, wollte Addi dann zum nächsten Schritt übergehen. Sie hatten vorhin schon ein paar Schussversuche gemacht, damit Hansen das Gefühl bekam, er wäre ein echter Jäger. In Wirklichkeit gingen seine Schüsse natürlich weit daneben. Addi hatte auch ein paarmal gefeuert aber natürlich auch bewusst verfehlt. Nun hatte er Hansen aber soweit abgefüllt, dass er ihn mit in die Hütte nehmen konnte. Er nahm also das Gewehr, wartete ein paar Minuten bis das nächste Tier daher kam und streckte es mit einem gezielten Schuss nieder.
“Hey, ich glaub ich hab was getroffen!” rief er und schüttelte den schon wegdösenden Hansen an der Schulter.
“Meinste?”
“Jo, ich glaube das liegt noch da.”
“Na dann schnell mal runter, bevor es wegläuft.” rief Hansen und wuchtete sich auf. Er merkte dabei, wie sehr er schon am Schwanken war und hielt sich beim Herabsteigen auf der Leiter ganz besonders gut fest. Addi blickte von oben herab, doch selbst wenn sein fetter Kamerad den Halt verloren hätte, es wäre kein tiefer Sturz und unten war weicher Waldboten. Doch Hansen schaffte es unbeschadet nachunten. Addi folgte ihm flink und nun liefen beide zu der Lichtung rüber, auf der das erschossene Wildschein lag.
“Und, ist es tot?” fragte Hansen. Addi blickte auf das Tier. Es zuckte nicht mehr. Sein Schuss war tödlich. Doch er wollte Hansen den Spaß an der Jagd nicht nehmen und so drückte er ihm das Gewehr in die Hand.
“Erledige es!” Hansens Hände zitterten. Oh Mann, dachte er, ich darf echt etwas töten. Übelkeit kam in ihm hoch, was aber wohl an der großen Menge Jägermeister und den vielen Wurstbroten lag. Doch er schluckte noch einmal alles herunter, setzte das Gewehr an und zielte auf den Kopf des Wildschweins. Der Schuss hallte durch die Nacht und der Körper des Tieres wackelte durch die Wucht der Kugel noch einmal.
“Sauber!” gratulierte Addi und klopfte Hansen anerkennend auf die Schulter. “Jetzt lass es uns aber in die Hütte bringen.” Addi band die Beine des Tieres zusammen, so dass er einen dünnen Baumstamm hindurchstecken konnte. So trugen sie die Beute nun zwischen sich, Addi vorne und Hansen hinten, durch den Wald. Das Tier hatte sicher an die 120 Kilo, doch verteilt auf die beiden kräftigen Kerle ging es. An der Hütte angekommen legten sie es erst einmal draußen ab.
“Was machen wir denn jetzt damit?” fragte Hansen etwas verunsichert. Er wusste, dass sie das Schwein nun schlachten und ausnehmen mussten, aber wie das von Statten gehen sollte, da hatte er sich noch keine Gedanken drüber gemacht.
“Also erstmal weiden wir es aus, das machen wir am besten hier draußen.” sagte Addi. Er griff in seine Jacke und nahm ein scharfes, gekrümmtes Messer heraus. “Magst du oder soll ich?” fragte er und hielt Hansen den Messergriff hin. Der fühlte schon wieder einen Würgereiz in sich hochkommen.
“Nene, mach du mal.” winkte er ab. Addi war keineswegs überrascht.
“Dann halte du die Taschenlampe und mach mir Licht.” sagte er und reichte Hansen eine Maglite. Hansen trat einige Schritte zurück und richtete den Lichtstrahl auf das Wildschwein. Als Addi das Messer am Bauch ansetzte und einstach, schloss Hansen die Augen. Allein das Geräusch des Durchtrennens, war schon eklig genug. Dann hörte er platschen, was vermutlich die Gedärme waren, die auf den Boden liefen. Ein seltsamer Geruch verbreitete sich. Hansen konnte ihn gar nicht richtig zuordnen. Er blinzelte kurz und sah, wie Addi in dem blutigen Gedärm mit bloßen Händen herumwühlte und einige Teile heraus nahm und in einen Eimer warf.
“Dee Innereien machen wir am besten gleich, die halten sich nicht gut.” sagte er und blickte zu Hansen rüber. Der nickte schnell heftig zustimmend und blickte Addi dabei mitten in die Augen, um den Blick nicht auf das geschlachtete Tier richten zu müssen. “Nimm die doch schon mal mit nach drinnen und wasche sie ein bisschen ab. Das Schwein lassen wir jetzt erstmal bisschen abkühlen und ausbluten. Hansen war froh, dass es nun nach drinnen in die zivilisierte Welt der Jagdhütte ging. Er griff den Eimer und brachte ihn hinein. Die Jagdhütte war von Addi typisch deutsch dekoriert worden, mehrere Hirschgeweihe, Eichenkranztrophäen und allerlei andere Folklore. Es gab einen Tisch in der Mitte, an der Seite einen Herd und ein Spülbecken und zwei Banktruhen auf denen man sitzen und sogar liegen konnte. Hansen kippte die Innereien, es waren die Leber, die Nieren, das Herz und die Lunge, in das Spülbecken und wusch das Blut ab. Er hatte keine Ahnung, wie man aus diesem wabbeligen Zeug etwas Schmackhaftes zubereiten sollte, doch da verließ er sich auf Addi, der ihm in der Vergangenheit schon einige Male mit seiner Kochkunst überrascht hatte.
“Ich würde vorschlagen ich übernehme das Kochen?” meinte Addi grinsend. Hansen nickte und nahm derweil auf der Bank Platz. So aufgeregt wie er eben noch gewesen war, als sie das Wildschwein getötet hatten, so erschöpft fühlte er sich nun. Es dauerte nicht lange und er sackte zur Seite und legte sich auf der Bank schlafen. Addi war topfit. Er hatte sich vor dem Abend reichlich mit Koffein aufgeputscht um nun hier unter voller Leistung werkeln zu können. Er schnitt die Innereien in kleine Stücke und briet sie erst in einer Pfanne an. Es war eine ordentliche Menge, genug für 4-5 Personen. Gewürze gab es in einem kleinen Regal über dem Herd und auch Brot hatte er in einem Schrank parat gelegt.
Gegen 5 Uhr entschied er, dass Hansen nun genug Ruhe bekommen hatte. Er nahm die große Pfanne mit den Innereien in Soße vom Herd und stellte sie vor Hansen auf den Tisch. Daneben legte er ein paar Scheiben Brot. Der Duft stieg in Hansens Nase und er erwachte von ganz alleine.
“Na dann hau mal rein.” sagte Addi und grinste.
“Wieso nur ein Besteck?” fragte Hansen. “Isst du nichts?”
“Sorry, ich mach mir gar nix aus Innereien.” sagte Addi. “Ich kann sie zwar zubereiten aber Essen - nee, da kommts mit hoch. Gab früher als ich Kind war bei meiner Oma immer einmal die Woche so Zeug und das hat mich kuriert.”
“Ok, das kenn ich.” sagte Hansen. “Geht mir so mit Rotkraut.”
“Na dann lang mal ordentlich zu.” sagte Addi grinsend und reichte Hansen demonstrativ eine Scheibe Brot. Also fing Hansen an die Innereienpfanne in sich hinein zu futtern .Es schmeckte wirklich gut und auch wenn er eigentlich heute Nacht schon einiges verputzt hatte, so wollte er doch Addi nicht beschämen, indem er seine Kocharbeit verschmähte. Nach der Hälfte der Pfanne war Hansen dann aber so voll, dass er die Gabel zur Seite legte.
“Oof.” sagte er stöhnend. “Ich gaub’ den Rest pack ich nicht mehr.”
“Wie schon satt?” fragte Addi. “Na du bist ja auch total eingeschnürt, da bekäme ich auch nichts runter.” Das stimmte in der Tat, denn die Hose, die Hansen trug, war am Bauch schon sehr eng. “Mach die doch einfach auf, sieht uns hier ja keiner.” sagte Addi und griff schon nach Hansens Gürtel. Der zögerte noch einen kleinen Moment, doch dann öffnete er Gürtel und Hose und ließ seinen Bauch entspannt nach vorne sacken. “Siehste, is gleich besser.” sagte Addi und tätschelte Hansens hervorquellenden Speck ein bisschen. Der fühlte sich von der Berührung gleich so erregt, dass er eine Latte bekam. Er rückte ein Stück dichter an den Tisch und aß schnell weiter, um die peinliche Situation zu verbergen. Addi lehnte sich zurück und genoss den Anblick des verfressenen Hansens. Er malte sich aus, wie er bald nicht mehr hinter diesen Tisch passen würde, ebenso wie seine faulen fetten Nazikumpel.
Kommentare
Sehr spannend und gut geschrieben, bitte führ die Geschichte noch gaaaanz lange fort :)
Weiter so!